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Anfrage: Fototips für das Elsaß

Bildgestaltung, Locations und alle kreativen Aspekte der Fotografie

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Cano
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Anfrage: Fototips für das Elsaß

Beitrag von Cano » Fr Mai 04, 2007 7:55 am

(Übernahme aus einem anderen Thread)
Retro hat geschrieben:Wirst Du über Saarbrücken fahren oder über Hagenau? Die Altstadt von Strasbourg ist einmalig schön, aber bitte auch die wilhelminische Neustadt nicht übersehen....und Choucroutte mit einem Pinot Gris geniessen........und......
Einen Überblick bietet - mit leider sehr durchschnittlichen Fotos - http://www.cityalbum.de/france/rundgaenge/index.htm.
Bei Anreise über das Saarland ist aber auch (Link wurde entfernt) sehr zu empfehlen. Als Nachbar des Saarlandes bist Du aber sicher schon dort gewesen?
Gruss Retro
Da ich erst nachmittags starte, werde ich den schnellsten Weg nehmen. Der führt über die A5 bis zur Abfahrt Appenweier. Von dort aus geht es über Kehl nach Straßburg. Die Rückreise wollte ich über franösische Landstraßen machen und über Wissembourg (Weißenburg) wieder auf deutschen Boden gelangen.

Es ist schon so lange her, daß ich das letzte Mal in Straßburg, Colmar und Mühlhausen war, daß ich mich nur noch dunkel erinnere.

Zum Zeitrahmen ist folgendes zu sagen: Ich habe einen ganzen Tag für Straßburg vorgesehen und einen weiteren Tag für alles, was geographisch unterhalb Straßburgs liegt. Für die Rückreise steht ebenfalls ein ganzer Tag zur Verfügung. Viel Zeit habe ich also nicht, so daß ich mich auf die Highlights konzentrieren muß.

Vorab schon mal vielen Dank für Deine Hilfsbereitschaft.

Gruß
Cano

Gast

Beitrag von Gast » Fr Mai 04, 2007 11:18 pm

Alsace: Über Geschichte und Kultur dieser oft als "Zwischenland" bezeichneten Region zu berichten, gehört sicher nicht in ein Fotoforum, würde wohl auch beim geschätzten Hobbykollegen Cano bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen und ist für Interessierte in der entsprechenden Literatur sehr viel besser erfahrbar als hier durch mich.
Straßbourg: Jeder, der eine Kamera besitzt, wird zuallererst das Straßbourger Münster, "La Cathédrale" ins Visier nehmen. Vom Zentrum aus in die Rue Mercière – und wir entdecken eine der meistfotografierten Schönheiten Europas. Den begehrlichen Touristenkameras jedoch schlägt sie ein Schnippchen: Wie soll man(n)/frau sie ins Bild bekommen, ragt doch die Münsterfassade steil aus den eng aneinandergedrängten mittelalterlichen Fachwerkhäusern auf? Die Konstruktion des Längsschiffs dieser Kathedrale basiert auf der Normzahl 0,6356089; ein "kosmisches Maß", das den zehnmillionsten Teil der halben Polarachse beschreibt. Diese Zahl ist auch die Grundeinheit der Konstruktion der Cheops-Pyramide. Für Detailaufnahmen ganz besonders interessant sind das Figurenwerk des Münsters mit halb-menschlichen und halb-tierischen Gestalten, die prächtige Münsterkanzel (links im Längsschiff), die Münsteruhr von 1842. Kollege Cano wird noch sehr viel mehr entdecken und uns hoffentlich hier zeigen – beinahe hätte ich ihm ans Herz gelegt, alleine für das Münster mindestens einen 36er KB Film zu reservieren :wink:
Rings um das Münster herum liegen die mittelalterlichen Marktplätze, um den Place de la Cathédrale" stehen die Bürgerhäuser. Das prächtigste von ihnen macht der Münsterfassade Konkurrenz: das Maison Kammerzell von 1571 (beherbergt heute ein Bilderbuchrestaurant); alles insbesondere nachts sehr schön anzusehen.
Vom Münster aus leicht erreichbar der Place Gutenberg mit dem "Neuen Bau" von 1582 (heute ist die IHK drin). Weiter geht es in die Rue des Maroquins, die ehemalige Strasse der Schuster, die Rue du Vieil Hôpital mit der stattlichen, 1586 erbauten "Metzig" (früher Schlachthof und Zunftstube der Metzger, heute ist das Historische Museum drin). In der Trinkstube "Strissel" werden seit 1565 die Schoppen ausgeschenkt. Nicht vergessen die mittelalterliche Winstub "Pfifferbriader", dahinter die Anlegestelle der Touristenboote, der an der Ill gelegene Place du Marché aux Poissons, der neue Fischermarkt (grenzt an den im 18. Jhdt. erbauten Bischofssitz = Rohan-Schloß: Steinfiguren der Fassade stellen die vier "Kardinaltugenden" dar; das Rohan-Schloß beherbergt eine Gemäldegalerie, ein Kunstgewerbemuseum und ein archäologisches Museum). Es schließt sich an das Museé de LÆuvre Notre Dame, 1347 errichtet`, u.a. mit Museum, in dem die Baugeschichte des Münsters dokumentiert ist und – sehr wichtig – den wertvollsten Originalstatuen des Münsters, die im Münster selbst durch Nachbildungen ersetzt sind, die Figuren der Synagoga (Altes Testament) und der Ecclesia (Neues Testament). Wenige Schritte weiter liegt einer der schönsten Plätze: der Place du Marché Gayot. Es folgen der Place Saint-Etienne und noch sehr viele andere Dinge, die des Fotografen Herz erfreuen bis zum Quai Saint Etienne mit einer der schönsten Wasserstrassenkreuzungen Straßbourgs. Ein touristischer Höhepunkt (auch mind. zehn 36er KB Filme wert) ist natürlich "La Petite France", der wohl schönste Stadtteil, das Straßbourger Eldorado des Tourismus, von dem und natürlich den "Ponts Couverts" des berühmten Monsieur Vauban (der auch das Saarland zugepflastert hat --> Saarlouis) millionenfach Postkartenansichten existieren.
Nun haben wir erst einen kleinen Bruchteil von Straßbourg gesehen und abgelichtet, die Speicherkarten sind voll. Soll ich noch weitererzählen oder nervt es die geneigten Leser? Bitte um Info.
Gruss Retro

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Beitrag von Cano » Fr Mai 04, 2007 11:42 pm

Retro hat geschrieben:... die Speicherkarten sind voll. Soll ich noch weitererzählen oder nervt es die geneigten Leser?
Unbedingt weitererzählen, Retro,
denn neben ein paar Speicherkarten habe ich auch noch einen Massenspeicher mit 40 GB. :wink:

Gruß
Cano

Gast

Beitrag von Gast » Sa Mai 05, 2007 12:25 am

Um die touristischen eyecatcher vergnüglich und gleichzeitig sehr effizient zu erfahren, empfiehlt sich die "Promenade en Bateaux" (Kartenverkauf direkt neben dem Rohan-Schloss). Die Schiffe starten regelmässig zwischen 9 und 21 Uhr, besitzen riesige Panoramakuppeln (gegen schlechtes Wetter) und dreisprachige Lautsprecheransagen informieren über die Bauwerke usw. an den beiden Illufern.
Zwischen Ill und Münster befindet sich das Museumsviertel (teilweise hier bereits angesprochen), das bei entsprechendem Interesse alleine einen Wochenurlaub wert ist.
Hinter dem Quai des Batelieurs und dem Quai des Pêcheurs liegt das Mischviertel Krutenau. Es erstreckt sich bis zum Place Austerlitz mit dörflich anmutenden Häusern, Hochhäusern, wilhelminischen Protzbauten, kleinen Hinterhofbetrieben u.v.m.
Die wilhelminische Neustadt mit breiten Strassen und ihrem hauptstädtischen Gepräge fordert ebenfalls – je nach Interessenlage – mindestens einen bis hin zu zehn KB Filmen. Ein deutscher (Orth) und ein Straßbourger (Conrath) Architekt haben sie unabhängig voneinander erbaut: Residenz von Kaiser Wilhelm II, Präfektur, Universitäts- und Landesbibliothek (die grösste Frankreichs), Kollegiengebäude der ehemaligen deutschen Reichsuniversität, Abgeordnetenhaus (TNS, Straßbourgs über die Grenzen bekanntes Theater ist drin), Hauptpostamt und noch viele Speicherkarten mehr......
Illbrücke = Pont Royal: einmalige Panorama-Ansichten auf Straßbourgs alte Quais, ehemalige protestantische Garnisonskirche, riesiges Goethe-Denkmal auf dem Universitätsplatz.
Straßbourgs Prachtstrasse = Rue Schiller (Wohnhaus Nr. 56 beachten) führt zur Orangerie. Sehenswert auch die "Jardins Ungemach", von einem Grossindustriellen erbaute Arbeitersiedlung; die Mieter dürfen (auch heute) nur bis zum Alter von 25 Jahren kinderlos sein und bis 30 muss man(n)/frau mindestens drei Kinder vorweisen können. Rue Jean-Jacques: Villen im elsässischen Fachwerkstil und die Villa Yoltaire in einem wunderschönen Park (Rousseau und Voltaire waren dort oft zugange).
Noch nicht angesprochen sind neben zahllosen weiteren "Sehenswürdigkeiten" das Musée d'Art moderne im einstigen Zollhaus, das Musée des Beaux Arts, das Palais d'Europe, die Kulturszene.............aber wir müssen weiter nach Norden, wo uns unterwegs noch sehr viele strom- und speicherkartenfordernde Attraktivitäten erwarten, bis wir schliesslich in Wissembourg mit einmalig schönen Fachwerkhäusern eintreffen.
Für die beeindruckenden Vogesen, den Grand Ballon (von dem aus ein Blick bis zu den Alpen möglich ist da = 1.424m, in 20 Minuten leicht zu erklimmen), dem Vieil Armand (Hartmannswillerkopf; vier Jahre lang Schlachtfeld des ersten Weltkrieges mit den Gräbern von 30.000 Soldaten, monumentalem französischen Nationaldenkmal, Gedenkstätte und Museum mit zahllosen Fotos vom Schlachtfeld), Col de Bonhomme, Col de la Schlucht, Odilienberg, Hochkönigsburg (unseres verehrten deutschen Kaisers) benötigen wir noch mal eine Woche Urlaub. Ebenso nicht auf der geplanten Route liegen die malerischen Ortschaften Riquewihr, Ribeauville, Obernai, Molsheim, Kaysersberg, Haguenau.........und das bedrückende Konzentrationslager Struthof.
Von Wissembourg aus bietet sich jedoch noch ein kleiner Abstecher nach Bitche mit der imposanten Vauban'schen Festung, der Maginot-Linie und den zahllosen Burgen der Nordvogesen und des Pfälzerwalds an.........es geht mit mir durch, morgen und Sonntag muss ich auf Tour, aber Fortsetzung folgt........
Gruss Retro

Gast

Beitrag von Gast » So Mai 06, 2007 10:16 pm

Wenden wir uns heute den Gefilden (nicht den Gefüllten :wink: ) südlich von Straßbourg zu.
Etwa 80km entfernt von Straßbourg entdecken wir Colmar. Die Altstadt gleicht einem Freilichtmuseum mit mittelalterlicher Fachwerkidylle, restlos überlaufen von Touris aller Nationalitäten. Sie ist fast komplett vom Autoverkehr befreit; ein riesiger Parkplatz liegt unmittelbar am Rand. In Colmar wurde der Bildhauer und französische Offizier im Krieg von 1870/71, Auguste Bartholdi geboren, der die New Yorker Freiheitsstatue geschaffen hat -> Bartholdi-Museum. Colmarer war auch der bekannte Karikaturist "Hansi", berühmt geworden durch seine zeichnerischen Verunglimpfungen des preußischen Beamten in der Form von Comics.
Ein Aushängeschild der Stadt ist das Museum Unterlinden mit den Werken des Meisters Grünewald. Seinen "Isenheimer Altar" kann man – wenn wenig Besucherandrang herrscht – wie seine anderen Werke sehr bequem auf den zahlreichen davor aufgestellten Sitzbänken anschauen. Wichtig: Fotografieren mit Blitz ist hier strengstens verboten. Die Meisterwerke sind völlig ohne Schutz durch Glasscheiben o.ä. Bereits beim Eingang wird die Kamera kontrolliert und im Ausstellungsraum tummeln sich viele (dezent bewaffnete) Aufpasser. Ich selbst war dort mit fotografischem Alteisen und Objektiv 1:1,4 (ohne eingebauten bzw. aufgesetzten Blitz) und konnte so bei availible light fotografieren ohne eingreifende Massnahmen befürchten zu müssen. Die Aufpasser schauen derart grimmig, dass bei noch so gut verstecktem Blitz wohl eine never-come-back-Deportation nach Französisch-Guyana ansteht (-> Papillon). Leider wird man im Sommer – wegen des riesigen Besucherandrangs – kaum ins Museum gelangen. Dennoch, Meister Cano wird es schaffen, da bin ich mir sicher.
Im altstädtischen Kern (16./17. Jh.) unbedingt sehenswert sind auch Kopfhaus -> Rue des Tetes, Pfisterhaus -> Rue des Marchands, Altes Kaufhaus -> Place de L'Ancienne Douane, das Gerberviertel (Quartier des Tanneurs), "Klein-Venedig" am Boulevard St. Pierre. Das reichhaltige gastronomische Angebot zu würdigen sei dem interessierten Besucher überlassen.
Bevor wir Colmar verlassen, sollten wir noch die Stiftskirche St.Martin (13./14. Jh.) mit ihren grandiosen Skulpturen und kostbaren Ausstattungsstücken besuchen sowie die Dominikanerkirche (13.-15. Jh.) mit Martin Schongauers "Madonna im Rosenhag".
Von Colmar aus ist es nicht weit nach Neauf-Brisach – um 1700 als Festungsstadt angelegt und noch vollständig erhalten – und nach Ammerschwihr mit dem Feinschmeckertreff "AuX Armes de France" beim Schelmenturm (16. Jh.).
Fortsetzung folgt (bei Interesse).
Gruss Retro

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Beitrag von Cano » Mo Mai 07, 2007 8:00 am

Retro hat geschrieben: Fortsetzung folgt (bei Interesse).
Von allgemeinem Interesse ist es sicher nicht, Retro,
aber mein individuelles Interesse ist dafür umso größer.
Col de Bonhomme, Col de la Schlucht, Odilienberg, Hochkönigsburg (unseres verehrten deutschen Kaisers) benötigen wir noch mal eine Woche Urlaub.
Diese weitere Woche habe ich leider nicht. Da ich die hier genannten Sehenswürdigkeiten schon anläßlich eines früheren Elsaß-Aufenthalts besichtigt habe, kann ich meine Erinnerung jedoch durch die Betrachtung von Dias auffrischen.
Ebenso nicht auf der geplanten Route liegen die malerischen Ortschaften Riquewihr, Ribeauville, Obernai, Molsheim, Kaysersberg, Haguenau.........und das bedrückende Konzentrationslager Struthof.
Da ich die Fahrt nach Colmar über Barr, Ribeauvillé und Riquewihr machen wollte, liegen zumindest zwei der aufgeführten Orte auf der geplanten Strecke. An eine Besichtigung des KZ Struthof habe ich ebenfalls gedacht, da es nicht allzu weit von Barr entfernt ist.
Ein Aushängeschild der Stadt ist das Museum Unterlinden ...
Ein Museum, in dem man fotografieren darf, hat bei mir die besten Chancen, besucht zu werden. Schlangestehen ist aus zeitlichen Gründen jedoch nicht drin, so daß ich befürchte, den Isenheim Altar nicht mit eigenen Augen betrachten zu können. (Ich tröste mich damit, daß ich die Monalisa Anfang der Siebziger noch unverglast sehen und ablichten konnte)
Von Colmar aus ist es nicht weit nach Neauf-Brisach ...
Ob dafür die Zeit (bzw. das Licht) noch reichen wird? Neuf-Brisach scheint mir vor allem aus der Luft interessant zu sein, weil man aus der Vogelperspektive seine Anlage als Festungsstadt besonders gut erkennen kann.

Gruß
Cano

Gast

Beitrag von Gast » Do Mai 10, 2007 3:06 pm

Heute gehen wir die Sache etwas geruhsamer an und besuchen – sollten wir noch mehr Fachwerk mit roten Geranien an den Fenstern sehen wollen – zunächst das traditionsreiche Weinbauzentrum Barr. Auch hier finden wir die in dieser Region üblichen Attraktionen wie Weinlehrpfad, Kellereibesichtigungen, mehrere Volksfeste jährlich. Interessanter ist die Besichtigung des Museums "Folie Marco". Der Name "Verrücktheit Marcos" rührt daher, dass sich im 18. Jh. der Rechtsanwalt Marco durch den Bau dieses Hauses ruiniert hat. Zu sehen ist ein vornehmes Bürgerhaus, das einen Einblick in die bürgerliche Wohnkultur des 18. und 19. Jh. vermittelt. Eine schöne Kulisse für den Fotografen bieten das Rathaus (1640), der romanische Chorturm (um 1200) der Martinskirche (1850) und die historischen Bürgerbauten am Marktplatz.
Ribeauvillé ist leider einer der besonders überlaufenen Orte der Weinstrasse. Der "Foire du vin" findet am letzten Sonntag im Juli statt, der "Pfiffertag" (Stadtpfeifertag) am ersten Sonntag im September. Anfang Juni wird die " Fête du Kougelhopf" gefeiert. Sehenswert sind das historische Pfeiferhaus, der Metzgerturm, Augustinerkirche (gotisch und Barock), die Basilika Notre-Dame (13. – 15. Jh.) und auch das barocke Rathaus. Man kann von Ribeauvillé aus eine schöne – aber sehr steile – Wanderung zu den Burgen Rappoltstein und St. Ullrich unternehmen.
Den touristischen Höhepunkt der Weinstrasse bildet Riquewihr, das schönste Dorf Frankreichs. Bevor das Ortsbild, das wie aus einem mittelalterlichen Guss wirkt (ganz Riquewihr ist Fussgängerzone) bewundert und abgelichtet werden kann, steht ein Kampf um die natürlich gebührenpflichtigen Parkplätze ausserhalb der "Stadt"mauern an. Riquewihr ist eine einzige Freilichtbühne. An jeder Ecke stehen in Trachten gekleidete junge Mädchen bereit, sich lächelnd mitsamt der mittelalterlichen Kulisse von den Touristen fotografieren zu lassen. Es ist unbeschreiblich schön dort (seit dem 16. Jh. wurde – so heisst es – nichts verändert), der Besucher findet sich komplett im Mittelalter wieder, ohne Autos, Fernsehantennen u.v.m.
Einem sehr üblen und traurigen Kapitel der menschenverachtenden Brutalität des Naziregimes begegnet der Tourist im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Kaum hat man das Gelände betreten, steht man vor dem Galgen...........weitere Details erspare ich mir hier. Die Opfer waren jüdische Mitbürger, Widerstandskämpfer, Deserteure, Menschen, die es noch wagten, selbst zu denken, d.h. politisch Missliebige, Schwule und Zigeuner.....
------------------------------------------------------------------------------------
So malerisch und touristenfreundlich l'Alsace sich dem Besucher präsentiert, so tief sitzen aber auch die Verletzungen, insbesondere bei den älteren Bewohnern, die in einem Jahrhundert mehrfach die Nationalität wechseln mussten. Am 25. August 1942 begann die Zwangsrekrutierung der Elsässer in die deutsche Armee. Sie nannten sich "Malgré nous" (gegen unseren Willen) und wurden überwiegend an die Ostfront geschickt – zum Sterben für das verhasste "deutsche Vaterland". Von den damals 130.000 Elsässern haben 25.000 ihr Leben in der deutschen Armee gelassen, 22.000 sind vermisst und 10.000 wurden schwer verletzt – jede Familie ist betroffen............
-------------------------------------------------------------------------------------
Von hier aus erreichen wir in kurzer Zeit wieder den Ausgangspunkt unserer Reise.
Für weitere bzw. detailliertere Informationen steht Retro selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung.

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Beitrag von Cano » Fr Mai 11, 2007 9:46 am

Vielen Dank für die Fortsetzung, Retro,
auf die ich schon mit Spannung gewartet habe.

Bei meinen Kurztrips nehme ich mir im Vorfeld immer viel zu viel vor, obwohl ich aus Erfahrung weiß, daß ich nur einen Bruchteil davon schaffe. Dank Deiner Informationen verringert sich die Gefahr, daß ich die falschen Schwerpunkte setze und mich verzettele. Barr habe ich schon mal gestrichen. Aufgrund Deiner Schilderung habe ich den Eindruck, daß es kein touristisches MUST ist. Wenn Barr flachfällt, scheidet auch der Abstecher zum KZ Struthof aus. Da ich unlängst im KZ Buchenwald war, brenne ich nicht gerade darauf, mir durch einen weiteren KZ-Besuch die Stimmung trüben zu lassen.

Ribeauvillé behalte ich mal im Hinterkopf. Aus taktischen Gründen erscheint es mir angebracht, möglichst frühzeitig in Riquewihr einzutreffen, wo mich die zahlreichen fotografierwilligen jungen Trachtenmädchen sicher eine Weile aufhalten werden :wink: . Für den Rest des Tages dürfte ich dann mit Colmar voll ausgelastet sein.

Gruß
Cano

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Beitrag von Jana2007 » Do Mai 17, 2007 9:11 pm

Ich möchte mich auch bei Retro bedanken. Ich bin demnächst für ein paar Tage in der Nähe von Freiburg und werde sicher einen Abstecher ins Elsass machen. Deshalb habe ich den Thread mit großem Interesse gelesen und mir ein paar Notizen gemacht.

Schade, dass ihr beiden nicht nur Urlaub im Elsass, sondern auch Urlaub von fototalk machen wollt. Dann gibt es hier vor meiner Abreise leider nichts mehr zu lesen.

LG Jana
Zuletzt geändert von Jana2007 am Fr Mai 18, 2007 6:35 am, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Cano » Do Mai 17, 2007 10:37 pm

Vielleicht laufen wir uns in Colmar oder Riquewihr über den Weg, Jana.
Kannst mir ja mal Deine Reiseplanung mitteilen.

Falls Dir eMail lieber ist als PN: mail-cano@gmx.de

Gruß
Cano

Gast

Beitrag von Gast » Fr Mai 18, 2007 10:56 pm

@ Cano
Wie machst Du das eigentlich immer, dass Du so oft mal da mal dort sein kannst? Wäre mal dankbar für einen kleinen Hinweis :-).

Gruß Daniela

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Beitrag von Cano » So Mai 20, 2007 10:59 am

Savannah79 hat geschrieben: Wie machst Du das eigentlich immer, dass Du so oft mal da mal dort sein kannst?
Ich benutze mein Auto, Daniela,
und wenn die Entfernung zu groß ist, steige ich in einen Billigflieger. Ist also ganz einfach. :wink:

Gruß
Cano

Gast

Beitrag von Gast » So Mai 20, 2007 1:33 pm

Hallo Cano,

da mangelt es bei mir an Organisation. Seit ich jeden Tag 2 h auf Arbeit hin und 2 wieder zurück bleib ich am Wochenende nun meist zu Hause.

Gruß Daniela

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Beitrag von Cano » Di Mai 29, 2007 11:43 am

Retro hat geschrieben: Straßbourg: Jeder, der eine Kamera besitzt, wird zuallererst das Straßbourger Münster, "La Cathédrale" ins Visier nehmen.
Ich habe als erstes den Hauptbahnhof (Gare Central) ins Visier genommen, denn der lag in Gestalt einer riesigen Baustelle auf dem Weg vom Parkhaus zum Hotel. Außerdem lag er mir zu Füßen, wenn ich aus meinem im vierten Stock gelegenen Zimmer schaute.

Auch am nächsten Tag mußte "La Cathédrale" erst mal warten, denn während meine Frau noch schlief, bin ich um 5:15 Uhr nach "Petite France" spaziert. Das Licht war zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, aber ich war fast alleine in der tagsüber sehr stark frequentierten Touristenattraktion. Auch der Rest des Tages war motivlich sehr ergiebig. Straßburg ist eine Reise wert.

Am Pfingstsonntag führte mich der Weg zunächst nach Ribeauvillé. Der Ort ist ausgesprochen sehenswert. Anschließend ging es nach Riquewihr, von dem ich mir noch mehr versprochen habe. Der Ort entpuppte sich allerdings als eine Art elsässisches Rüdesheim. Die zahlreichen Trachtenmädchen, mit denen ich fest gerechnet hatte, müssen auf einem Betriebsausflug gewesen ein. Mir sind jedenfalls keine vor die Linse gekommen. Riquewihr ist ebenfalls reich an Motiven, aber Ribeauvillé hat mir atmosphärisch mehr zugesagt. Wenn man schon mal in der Gegend ist, sollte man auf jeden Fall beide Orte mitnehmen.

Auch das ca. 20 km entfernte Colmar ist sehr zu empfehlen. Im Gegensatz zu den vorgenannten Orten reichen zwei bis drei Stunden bei weitem nicht aus.

(Fortsetzung folgt)

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Beitrag von Cano » Di Mai 29, 2007 12:00 pm

(Fortsetzung)

Am Rückreisetag war Dauerregen angesagt. Das auf der Straßenkarte als sehenswert gekennzeichnete Haguenau lag auf der Strecke. Der Besuch dieser Stadt hat sich allerdings nicht gelohnt. Immerhin habe ich bei dieser Gelegenheit die Erkenntnis gewonnen, daß das Eis in Haguenau mit 1,40 € pro Bällchen am teuersten ist. In Straßburg und Colmar kommt man mit 1,20 bis 1,30 € hin.

Nach kurzem und feuchtem Aufenthalt ging es weiter nach Wissembourg. An diesem Ort sollte man nicht vorbeifahren. Das Hineinfahren erwies sich jedoch als schwierig, da die Stadt wegen einer innerörtlichen Veranstaltung weiträumig für PKW gesperrt war. Diese Veranstaltung hatte den weiteren Nachteil, daß der Blick stellenweise durch Buden und Zelte behindert war. Der Aufenthalt hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wenn ich noch mal in der Gegend bin, werde ich Wissembourg einen erneuten Besuch abstatten.

Anschließend und abschließend ging es auf Kaffee und Kuchen nach Bad Bergzabern - ein Ort, den man nicht unbedingt gesehen haben muß.

Gruß
Cano

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