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Anfäger braucht Beratung

Welche Analogkamera ist die richtige für mich? hier finden Sie die Antworten!

Moderator: ft-team

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Florian1234
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Anfäger braucht Beratung

Beitrag von Florian1234 » Do Nov 15, 2007 3:14 pm

Hallo, ich interessiere mich für analoge Sucherkameras, bin aber totaler Neuling auf diesem Gebiet.

Natürlich kenne ich die klassische Leica, diese ist aber durch ihren Anschaffungspreis für mich derzeit so gut wie unerreichbar.

Ich habe nun zahlreiche Fragen, die ich sehr gern beantwortet haben möchte.

Ich fange einfach mal an:

1. und ganz banal: Worin liegen die Vorteile einer solchen analogen Sucherkamera und wo deren Nachteile?

2. Welche Alternativen gibt es zur Leica, die ich mir als Student auch noch leisten kann (Budgetrahmen bis 500 €) ?

3. und im Zusammenhang mit 2.: Gibt es Leica-Nachbauten, die auch gut sind?

4. Gibt es dazu dann auch passende Objektive oder ist man dort wieder auf Leica angewiesen?

5. Wie ist das mit der ganzen Technik?, gibt es irgendwo "Standardwerke" oder gute Internetseiten, über die man was über Technik lernen kann? (Fokussieren, Belichtung, Blenden, Objektive etc)

6. und dann warte ich erstmal auf Antworten: Wie sind so die Folgekosten? Also was kosten Filme (vorwiegend interessiert mich zurzeit s/w-Fotografie, aber Farbe natürlich auch)?


Ich hoffe, dass mir jemand von Euch helfen kann und dass ich niemandem mit meinen wirklichen Anfängerfragen "auf den Keks geh".
Danke schon mal im Voraus.

putzerfisch
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Beitrag von putzerfisch » Do Nov 15, 2007 11:52 pm

Hi,

na das sind ja ne Menge Fragen, da könnte man ganze Bücher mit füllen, wollte man das bis ins Detail erklären ;-)! Also Sucherkameras sind die ganz einfachen Dinger, wo man durch ein Fenster guckt, die Entfernung schätzt und an der Kamera einstellt, fertig. Oder man hat einen Autofokus, dann stellt es automatisch scharf. Dann gibt es die Messsucherkameras, wie die Leica eine ist. Durch eine ausgeklügelte Technik wird im Sucher ein zweites Bild eingespiegelt, welches mittels einem Rätchen in Übereindeckung des ersten gebracht werden muss - dann ist exakt scharf gestellt. Entgegen Spiegelreflexkameras sieht man hierbei nicht durch das Objektiv. Weiterhin sind im Sucher Markierungen angebracht, ein Rahmen, der Anzeigt, welcher Bereich auf den Film kommt. Man sieht also mehr als 100 Prozent des Bildes, also mehr Drumherum der Szenerie und manche empfinden das als Vorteil. Bei Spiegelreflexkameras sieht man maximal 100 Prozent, bei den meisten gar "nur" um die 90 oder 95 Prozent des Bildes. Ist die Messsucherkamera für Wechselobjektive ausgelegt, braucht man für die unterschiedlichen Brennweiten unterschiedliche Rahmen im Sucherfenster. Stehst Du also beispielsweise in der Landschaft und benutzt ein Weitwinkelobjektiv, das bekannter Weise einen sehr weiten Bereich abbildet, ist der Rahmen im Sucher entsprechend groß. Umgekehrt bei einem Teleobjektiv ist der Rahmen recht klein. Je nach Kameratyp wird der zum Objektiv gehörige Rahmen automatisch richtig eingespiegelt oder muss von Hand gewählt werden. Wie Du Dir denken wirst, sind "große" Teleobjektive also mit großen Brennweiten ein Problem für die Messsucherkameras, weil der Rahmen immer winziger würde und man nur noch sehr schlecht das Bild komponieren kann. In dieser Beziehung sind Spiegelreflexkameras haushoch überlegen. Meines Wissens hören die Brennweiten für Messsucherkameras bei 90mm auf (oder waren es noch 125mm?). Als Vorteil könnte man noch anführen, dass die Messsucher keine Spiegelmechanik der Spiegelreflexkameras benötigen, da eben kein Licht durch das Objektiv über den Spiegel zum Sucher hin gelenkt werden muss. Beim Auslösen klappt dann also auch kein Spiegel nach oben, um den dahinter liegenden Verschluss und Film für die Belichtung freizugeben. Dieser Vorgang kann je nach gewählter Belichtungszeit, negativ sich auf das Bild auswirken, es verwackeln. Ja nach Kameratyp ist dieser so genannte Spiegelschlag mal heftiger und halt weniger bemerkbar. Messsucherkameras haben diese Sorge nicht.
Der Verschluss ist wieder ein Thema für sich. Leica benutzt keinen Stahl, sondern Gummituch, der ist bei Auslösen sehr leise. Ein weiteres Argument. Selbstverständlich ist das aber nicht bei allen Messsucherkameras so. Voigtländer baut mit seinen Bessa-Modellen aktuell Messsucher die in gewissen Kreisen recht beliebt sind und auch die Objektive wären gut zu gebrauchen. Allerdings sind diese gar nicht so leise, da ihr Verschluss aus Stahl ist. Da wären wir schon fast bei den Modelltipps angelangt. Aber mir ist noch was eingefallen. Ein weiterer Vorteil ist der, das durch den Wegfall der Spiegelmechanik das Gehäuse schrumpfen kann, es kleiner werden könnte. Allerdings trifft das bei den Leicas nicht wirklich zu. Sie sind ungefähr so groß wie eine normale SLR. Es gibt aber recht kleine Gehäuse und das wäre auch gleich ein weiterer Tipp. Guck Dir mal die Canonet QL 17 GIII an. Die ist sehr leise durch ihren Zentralverschluss, ein ganzes Stück kleiner als die Leica und damit unauffälliger und hat ein sehr gutes Objektiv. Hier mal ein Link zu ihr:

http://www.canonet.de/canon_g3.htm

Wenn Du Glück hast, bekommst Du sie für unter 50 Euro. Von ihr habe ich hier und da gehört, dass man durch sie erst richtigen Appetit auf eine Leica bekommt. Ich besitze sie selbst und Du wirst bei mir Bilder finden, welche ich mit ihr gemacht habe. Vielleicht fängst Du mit ihr an, sparst noch ein halbes oder ganzes Jahr und kaufst Dir dann Deine Leica. Sehr begehrt ist wohl die M6, jedenfalls ist das meine Beobachtung. Ja die Canonet hat kein Wechselobjektiv, aber da ich zur Zeit eh auf Normalbrennweite stehe (50mm) stört es mich noch nicht ;-)!

Abschließend möchte ich sagen, dass es für mich eine Rolle spielt, wie gut ich mit einer Kamera zurecht komme. Kann ich sehr gut mit ihr, dann nehme ich sie oft in die Hand, bin mit Freude dabei und hoffe - ja und bin gar der festen Überzeugung - das es dann auch den gemachten Fotos zugute kommt. Ich will sagen, Du wirst selbst herausfinden müssen was Dir liegt und ob es eine Messsucherkamera letztlich ist. Und wenn es eine wird, dann welcher Typ... Die Preise bei Ebay sind für solche Experimente ganz gut und bei Nichtgefallen tauscht man sie dort gegen die nächste ein usw.

Vielleicht noch etwas zu Leica. Ich denke es ist das Bedienkonzept, die Wertigkeit und die guten Objektive und nicht zuletzt der gute Leicaservice der für Leica spricht. Aber man kann gewiss auch mit jeder anderen Kamera gute Fotos machen. In wie weit die Qualität der Objektive sich bei Dir bemerkbar macht, musst Du Dir überlegen. Für 9 x 13 Fotos wäre sie sicher zu schade... ;-)!

Ja, Folgekosten. Habe mir letztens ein Schwarz-weiß Film von Kodak, den BW400 gekauft, kam glaube ich um die 4 Euro. Die Entwicklung - weiß nicht mehr genau, waren es 2 Euros? Bei Dia Film ist die Spanne sehr breit, ich mag den Fuji Velvia 100F sehr, aber es gibt viele weitere gute Filme - je nach Anwendungsgebiet und Geldbeutel (noch ein Thema...).

So ich höre für heute erstmal auf, hoffe Dir etwas weitergeholfen zu haben, liebe Grüße

Ingo

P.S.:


Okay, noch paar Links aus meiner Sammlung:

http://taunusreiter.de/Cameras/index.html

http://www.lausch.com/leicaeinleitung.htm

http://www.erikfiss.com/foto/cams/index.html

(Link wurde entfernt)

ups - beim letzten Link mußt Du ganz nach oben scrollern! Alles klar :-)

Florian1234
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Beitrag von Florian1234 » Fr Nov 16, 2007 2:21 pm

Hallo Ingo,

super vielen Dank für die lange Antwort. Wenn Du schreibst, für 9x13 wäre eine Messsucherkamera zu schade, was meinst Du genau damit? Sind sie eher für im Format größere Fotos zu gebrauchen?

Meine Eltern haben eine Porst 135E electronicblitz, die hat auch kein Wechselobjektiv (baugleich zur Cosina 35R). Sie macht auch ganz gute Bilder. Allerdings hatte ich sie seit Jahren nicht mehr in der Hand und gebraucht wurde sie auch schon länger nicht mehr.

Damit werde ich in den kommenden Tagen mal mit einem s/w-Film experimentieren. Und dann noch in ein Fotogeschäft gehen und dort mal schauen, was es eventuell an gebrauchten gibt. Evtl. in Richtung Voigtländer Bessa R.

Von den ollen Zorkis wurde mir ja nun gründlich abgeraten.

Alles in allem muss man sicherlich schon eine Menge Vorwissen haben, das mir irgendwie noch fehlt. Oder wie seh ich das?

putzerfisch
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Beitrag von putzerfisch » Fr Nov 16, 2007 5:52 pm

Hallo nochmal,

>>Du schreibst, für 9x13 wäre eine Messsucherkamera zu schade, was meinst Du genau damit?<<

Okay, zu schade ist vielleicht das falsche Wort. Selbstverständlich kann man mit einer Messsucherkamera Fotos im Format von 9x13 machen. Ich meinte eigentlich etwas anderes und zwar die Objektive von Leica. Die sind sehr teuer aber auch sehr gut. Wenn man also sein Geld dafür ausgibt, sollte man auch wissen warum. Was also macht ein Leicaobjektiv besser, als eine "Billiggurke" vom Ramschtisch ;-)? Bei einem kleinen Format wie 9x13 wird man den Unterschied vermutlich noch nicht groß sehen. Je stärker aber man ein Foto vergrößert, um so deutlicher treten Schwächen eines schlechten Objektivs hervor. So weisen beispielsweise gute Objektive einen gleichmäßige Schärfe über das gesamte Bild auf. Bei weniger guten, lässt die Schärfe von Zentrum zum Rand hin nach. Also in den Ecken sieht es dann recht unscharf aus. Die Abbildungsleistungen von Objektiven wird besser, wenn man sie etwas abblendet. Bei ganz offenen Blende zeichnen sie nicht so scharf und vignetieren oftmals. Mit vignetieren ist ein Helligkeitsabfall vom Zentrum zum Rand hin gemeint, also dunkle Ränder auf dem Bild. Sehr gute Objektive weisen diesen Mangel kaum auf. Und so weiter... Ja man kann selbstverständlich mit einem sehr guten Objektiv auch Fotos für 9x13 machen, aber man "verschenkt" das Potential seines Objektivs. Das wäre, als führe man mit seinem Ferrari immer nur im ersten Gang ;-)!

>>Von den ollen Zorkis wurde mir ja nun gründlich abgeraten.<<

Ich habe über sie auch nicht viel Gutes gehört und von der Bedienung her machen sie gewiss nicht viel Spaß, da noch recht umständlich.

>>Alles in allem muss man sicherlich schon eine Menge Vorwissen haben, das mir irgendwie noch fehlt. Oder wie seh ich das?<<

Naja, wichtig ist doch Dein Interesse! Also immer schön neugierig bleiben und Fragen stellen, bzw sich im Internet - oder wo auch immer - "Umhören"! :-) Mit der Suchmachine von www.google.de habe ich fast immer Antwort auf meine Fragen gefunden, falls nicht dann welche gestellt. Es gibt auch gute Fotobücher, ein Klassiker sind sicher die Bücher von Feininger, beispielsweise sein Buch: "Die hohe Schule der Fotografie", aber es gibt noch viele andere Bücher von ihm. Einfach mal bei Ebay schauen. Lernen tut man ja Stück für Stück und zwischendurch nicht das Fotografieren vergessen ;-)! Bestenfalls Anregungen und Ideen die man gelesen hat gleich in die Tat umsetzen...

Liebe Grüße

Ingo


P.S.:

Ich selbst habe auf unten stehender Seite viel über die Fotografie gelernt. Es gibt natürlich viele solcher guten Seiten, speziell bei dieser gefällt mir die lockere Schreibweise und die guten und verständlichen Erklärungen:

http://www.andreashurni.ch/

Florian1234
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Beitrag von Florian1234 » Fr Nov 16, 2007 8:44 pm

Danke, Ingo, hilfst mir wirklich weiter!

Hm, also mich würde es ja schon sehr reizen, mit einer Zorki mal zu erleben, wie man im Zeitraum 1930er bis 1950er Jahre Fotos gemacht hat.

Und dafür wäre ich auch bereit mir eine solche Kamera bei Ebay für maximal 50 Euro zu besorgen. Ok, man weiß natürlich nicht, ob der Verschluss noch geht. Aber wenn sie i.O. ist - prima.

Natürlich weiß ich, dass man mit den heutigen Materialien und den Labors keine so körnigen Bilder wie damals mehr erzielen kann.

Wie gesagt- irgendwie fasziniert mich sowas schon.

Nur wenn, dann sollte es schon eine Zorki I sein. Auf keinen Fall eine 4.
Was sagen die "Experten" unter euch dazu? Und bekomme ich für 50 euro überhaupt sowas?
Fragen über Fragen.

putzerfisch
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Beitrag von putzerfisch » Sa Nov 17, 2007 12:38 am

>>Danke, Ingo, hilfst mir wirklich weiter!<<

Freut mich, denn nicht immer bekommt man hier für seine Hilfe ein Dankeschön. Manchmal beantwortet man Fragen und das war’s dann auch schon... Also wenn ich bisschen was helfen kann, wunderbar, aber bin auch nicht so der Crack :-)!

>>Hm, also mich würde es ja schon sehr reizen, mit einer Zorki mal zu erleben, wie man im Zeitraum 1930er bis 1950er Jahre Fotos gemacht hat.<<

Freut mich zu lesen und ich glaube ich kann das nachempfinden. Habe von meinen Großeltern eine uralte Zeiss Ikon Nettar geerbt und hatte keine Ahnung wie man damit fotografiert. Habe mich dann ein bisschen schlau gemacht und hatte viel Freude dabei. Besonders aufgeregt und ein klein wenig stolz ist man, wenn man es geschafft hat, den ersten Film damit zu Belichten... Also los geht’s, dann besorg Dir so eine Zorki, Du kannst nur davon Profitieren und Erfahrung sammeln. Ich drücke schon mal die Daumen, dass Du ein gut funktionierendes Stück bekommst. Bei älteren Kameras ist immer bisschen die Gefahr, das die Verschlusszeiten nicht mehr ganz so exakt funktionieren, da die Mechanik - welche die Zeiten bildet - schlicht verharzen. Mein Fotohändler hat mir daher zu einem "gutmütigen" S/W-Film geraten, der in dieser Beziehung gut geeignet wäre, nämlich zu einem Ilford FP4+. Wenn möglich nimm eine Zorki, mit welcher auch fotografiert wurde und die nicht nur in der Vitrine stand, meist funktionieren die dann noch zuverlässiger.

>>Natürlich weiß ich, dass man mit den heutigen Materialien und den Labors keine so körnigen Bilder wie damals mehr erzielen kann.<<

Naja habe selbst nie Filme entwickeln, aber mittels einer Push-Entwicklung kann man die Filmentfindlichkeit und auch das Korn steigern. Habe gehört, das man das bei der Entwicklung mit angeben kann. Danach fragen würde ich mal. Google mal nach Push Entwicklung...

>>Was sagen die "Experten" unter euch dazu? Und bekomme ich für 50 euro überhaupt sowas? <<

Leider bin ich kein richtiger Experte ;-) und weis auch nicht, wie die Preise für die Zorkis so sind. Einfach mal ein Weilchen das Treiben so beobachten. Vielleicht brauchst Du noch ein Belichtungsmesser oder machst halt so "Pi mal Daumen" die Belichtung. Das reicht vielleicht auch für den Anfang?!

Grüße, Ingo

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