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Personenfotografie: Ethik/Pflicht am Bild?

Allgemeine Fragen rund um die Digitalfotografie.

Moderator: ft-team

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fitten
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Personenfotografie: Ethik/Pflicht am Bild?

Beitrag von fitten » Mo Jan 23, 2012 11:49 am

Die Frage nach den ethischen Grundsätzen im Bereich der Veröffentlichung von Personenfotografien beschäftigt mich in letzter Zeit zunehmend.

Angenommen, ich fotografiere als nichtprofessionelle Modelle arbeitende Personen, beispielsweise aus dem Bekanntenkreis, der Familie etc. und veröffentliche diese Bilder im Internet. Juristisch ist die Angelegenheit wohl klar, wenn das Modell einverstanden ist.
Wie aber beurteilt Ihr die ethische Komponente, wenn aus welchen Gründen auch immer, ein veröffentlichtes Foto das Modell nicht eben schmeichelhaft darstellt?
Wie reagiert Ihr?

Ich bin gespannt auf Eure Ansichten,
Bernhard

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fotoart
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Beitrag von fotoart » Mo Jan 23, 2012 6:35 pm

Hallo,
es kommt darauf an in welchem Zusammenhang die Porträts gezeigt werden.
Ist eine künstlerische Intention zu erkennen, dass heißt trotz provokativer Darstellung bleiben exzellente Qualität und ästhetische Ausstrahlung gewahrt,
sollten die ethischen Grundsätze kein Problem sein, im Gegenteil.
Siehe z.B. Gottfried Helnwein mit Kindergesichter-Serie (Hasenscharten, Narben, Wundmale, Klammern, Kanülen, Bandagen)

KaoTai

Beitrag von KaoTai » Mo Jan 23, 2012 7:05 pm

Wenn das Modell einverstanden ist, dann gilt da ja wohl juristisch und zugleich ethisch, oder ?

Das Gegenbeispiel wäre ein "Du darfst die Bilder veröffentlichen aber Du sollst es nicht tun."

Okay, vielleicht gibt es Modelle die so kompliziert sind.

Also, wenn die Einverständnis sowohl juristisch als auch ethisch trägt, dann bleibt noch der Fall, daß das juristisch volljährige aber dennoch ethisch unreife Modell mit der Veröffentlichung von Bildern von sich einverstanden ist, Du selbst es aber ethisch nicht verantworten kannst solche Bilder ins Web zu stellen, weil Du aufgrund größerer Lebenserfahrung und tieferer ethischer Erkenntnis das für schlecht hältst.

Na, dann solltest Du sie auch nicht ins Web stellen.

Undine
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Beitrag von Undine » Mo Jan 23, 2012 7:09 pm

Ich denke, dass kann man so pauschal nicht beantworten, da müsstest Du vielleicht ein wenig konkreter werden, was die äußeren Umstände anbelangt.

Du meinst wahrscheinlich nicht solche Paparazzi-Bilder. Auf die jeder giert und die ich ethisch höchst bedenklich finde.

Da ich nicht genau weiß, was Du meinst, mal so ins Blaue hinein:

Ich würde MICH fragen:
Würde ICH SELBST es wollen, so abgebildet zu sein?

Also ob ich es wollte - z. B. in einem Bild ansonsten voller "exzellenter Qualität und ästhetischer Ausstrahlung" ( ;-) ) ICH nach dem dritten Caipirinha mit Silberblick und roter Nase (nur ein Beispiel, ich trinke niemals 3 Caipirinha und wenn, habe ich keine rote Nase... kann auch verheult mit verlaufener Wimperntusche, weil ich gerade irgendein erschröckliches Erlebnis hatte sein, oder oder oder...) - weiß ich jetzt nicht.

Wenn das "Gesamtkunstwerk" im Zusammenhang letztlich stimmt, würde ich vielleicht sogar so cool sein und es öffentlich werden lassen. Aber vorher gefragt werden würde ich schon gerne, sonst würde ich wirklich richtig böse!

Wenn ich selbst es nicht wollte, würde ich es auch niemandem anderem antun, da fehlt mir jeglicher Sadismus.

Mal ganz plump:
Nicht ethisch: Bilder von völligst Betrunkenen auf irgendwelchen Feten, die man angemalt oder sonstwie verunstaltet auf irgendwelchen Internetplatformen einstellt. Egal, ob der ästhetische Gesamtkontext stimmt oder nicht :lol:

Oder von anderen hilflosen, unwissentlich abgelichteten Mitmenschen in irgendwelchen kompromittierenden Szenen, seien sie auch noch so alltäglich.

Vielleicht ethisch: Straßenszenen, Lebensszenen, auf denen sich zufällig irgendwelche nicht gerade vorteilhaft abgelichteten Personen befinden, die vielleicht gerade eine doofe Schnute ziehen oder den Kopf so nach unten neigen, dass es ihnen ein grässliches Dreifachkinn beschert...

Ich würde halt einfach fragen. Die Betreffenden und mich selbst.
Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand und Sozialkompetenz sollte sich die Frage eigentlich nicht stellen (Damit meine ich nun nicht, dass Du das nicht hast, es ist generell eine interessante Fragestellung!!!) http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ bzw. man könnte selbst spüren, was richtig ist...

Zeig mal ein Beispielbild :mrgreen:

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fotoart
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Beitrag von fotoart » Mo Jan 23, 2012 10:06 pm

ha, ha zeig mal ein Beispiel von einem Porträt das Du juristisch gesehen veröffentlichen darfst weil Einverständnis vom Modell vorhanden Du aber ethische Bedenken hast, ha,ha...

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Beitrag von fitten » Mo Jan 23, 2012 10:45 pm

ha, ha,
das werde ich nicht tun.
Denkbar wäre beispielsweise der Fall, daß sich Fotograf und Modell recht nahe stehen und ihnen daher ein "Makel" gar nicht auffällt.
Bei einem Portrait handelt es sich schließlich immer um eine oberflächliche Personenbetrachtung. Charaktereigenschaften und eine Aura, wie sie von Angesicht zu Angesicht und im persönlichen Gespräch erlebt werden, spielen bei Fotos ja keine Rolle. Es zählt also einzig das Bild und das verfälscht häufig die Realität und tut damit dem Modell womöglich Unrecht.
Eine weitere Möglichkeit ware, daß der Fotograf sich um jeden Preis profilieren möchte und das Modell nicht Nein sagen mag.
ha,ha...

Edit: Ein Web-erfahrener Fotograf sollte sich darüber im Klaren sein, daß ein Foto womöglich öffentlich zerrissen und dabei auch vor dem Modell nicht halt gemacht wird. Das unerfahrene Modell weiß in dieser Hinsicht evtl. nicht, worauf es sich einläßt.

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Beitrag von fotoart » Mi Jan 25, 2012 11:08 am

Es war ja auch ironisch gemeint, ist doch klar wenn ich als Fotograf moralische Bedenken habe meine Bilder im Netz zu veröffentlichen
es nicht tue egal was Andere sagen.
Veröffentliche analoge Aufnahmen nicht im Internet, sie sind der realen Ausstellung vorbehalten.
Ansonsten sind Porträts die nicht die "Perfektion" von bearbeiteten Hochglanztitelfotos haben für meinen Geschmack sehr interessant,
(sie Bilder von Gottfried Helnwein)
aber sie zu veröffentlichen ist bei Menschen zu denen es eine Beziehung gibt etwas anderes als bei Kunstobjekten.
Du müsstest Dich grundsätzlich Fragen warum Du Porträts aufnimmst und warum Du sie womöglich veröffentlichen willst.
Diese Fragen scheinen Dich zu beschäftigen sonst würdest Du nicht hier im Forum darüber schreiben.
Wahrscheinlich liebst Du das Fotografieren von Menschen weil Du Menschen liebst und das sollen alle sehen.
Aber warum, warum kannst Du diese Liebe nicht für Dich spüren und lässt die Mitmenschen dadurch teilhaben, dass Du Dich sozial verhältst.
Die Chance, dass Andere Deine Bilder so lieben wie Du ist sehr gering.
Schau Dich um in der Galerie wie die Leute um positive Bewertung buhlen mit durchschnittlichen Allerweltsmotiven,
bin mir sicher sie mögen ihre Bilder nicht, die Anderen sollen sie toll finden.
Nach dem selben Prinzip funktioniert die Werbung und Werbemacher sind meist unzufrieden denn sie müssen den Vorgaben der Hersteller dienen und
gut ankommen bei der Mehrheit, ihren eigenen Geschmack müssen sie ignorieren.
Mache die Porträts so wie Du es magst mit dem Modell und liebe diesen Prozess, Du musst sie nicht veröffentlichen selbst wenn Du angebettelt wirst aber
Du kannst sie veröffentlichen wenn das Modell einverstanden ist und Du bereit bist die eventuellen Konsequenzen zu akzeptieren.

fitten
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Beitrag von fitten » Mi Jan 25, 2012 4:24 pm

@KaoTai, Undine und fotoart,
vielen Dank für Eure Blickwinkel und Meinungen. Sie helfen mir auf meinem fotografischen Weg weiter.

Viele Grüße,
Bernhard

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