Ich möchte dem geneigten Fotoliebhaber mal meine Messikonta von Zeiss Ikon vorstellen:
Hier noch zusammen geklappt passt sie ganz gut in meine Hosentasche *g*. Oben sieht man drei Glasfensterchen. Das mittlere dient als Sucher, mit welchem man das Bild komponiert. Die anderen beiden gehören zum Entfernungsmesser, einem so genannten Mischbildentferungsmesser. Dieser spiegelt in das "normale" Bild ein weiteres vom Motiv ein, welche mittels Rädchen in Übereindeckung gebracht werden muss - dann ist es scharf gestellt.
Rechts oben also das Rätchen vom Entfernungsmesser . Schaut man nun durch den linken Sucher, bringt man durch Drehen am Rätchen die beiden Bilder im Sucher in Übereindeckung. Anschließend wird die Entfernung auf dem Rätchen abgelesen und muss aufs Objektiv übertragen werden. Auf diesem befinden sich ebenso Zahlen bzw. Meterangaben zur Entfernungseinstellung. Bei späteren Modellen sind Entfernungsmesser und Objektiv miteinander gekoppelt und man muss da nichts mehr übertragen.
Der rechte Sucher ist der "normale" zum Bild gestallten – bei diesem Modell ist das aber noch getrennt vorhanden.
Links neben dem Rätchen befindet sich der Auslöser. Oben und links neben der Schiene für den Blitz oder so, ist noch ein Knopf. Dieser lässt bei Betätigung das Objektiv rausschnellen.
Das linke Rätchen dient zum Filmtransport. Dazu wird mittels Schieber auf der Rückwand der Blick durch ein rotes Glasfensterchen auf den Film freigelegt. Auf diesem sind die Bildnummern aufgedruckt, so dass man sehen kann, wie weit man den Film transportieren muss. Hier auf dem Foto ist es Filmbild Nummer zwei.
Das ist natürlich kein "normaler" Film wie ihn vermutlich jeder kennt, also kein Kleinbildfilm sondern es ist Rollfilm. Diesen gibt es aber auch noch ohne Probleme zu kaufen - vielleicht nicht bei Mediamarkt um die Ecke, aber mein Fotohändler in der Stadt hat welchen, auch Ebay, Fotobrenner,...
Hier nun endlich das Gerät in voller Schönheit entfaltet und zu bewundern *g*!
Ganz vorn am Objektiv der geriffelte Ring, der lässt sich drehen und damit wird scharf gestellt. Mit dem Ring dahinter wird nicht etwas wie zu vermuten, die Öffnung der Blende sondern die Verschluß- bzw. Belichtungszeit vorgenommen. Diese reicht von einem Dreihundertstel - bis zu einer Sekunde. Der Verschluss ist ein Zentralverschluß (Prontor SVS) und sitzt wie damals üblich im Objektiv mit drin. Er ist ähnlich aufgebaut wie eine Blende, also er hat ganz ähnliche Lamellen, die sich von der Mitte aus öffnen bzw zur Mitte hin schließen. Dadurch gibt es beim Auslösen zu keiner Seite hin einen "Schlag", da sich alle Kräfte , welche durch die Beschleunigung des Verschlusses entsehen, gegenseitig aufheben. Das heißt, man kann mit diesen Verschlüssen auch etwas längere Belichtungszeiten aus der Hand wagen, die Kamera wird beim Auslösen kaum erschüttert und sie ist sehr leise. Der Nachteil dieser Verschlüsse ist wohl der, das sehr kurze Belichtungszeiten mittels dieser Technik nur sehr schwer zu realisieren sind. Daher wurde er vom Stahllamellenverschluß mit seinen beiden Verschlussvorhängen abgelöst.
Hier noch einletztes Bild von oben. Vorn am Objektiv wieder der Ring zum Scharfstellen. Hier bei etwas zwei Metern (nicht ganz). Dahinter der zweite und schmale geriffelte Ring mit einem roten Tupfer (rechts) zum Zeiten einstellen. A propos, diese geht von einer Sekunde bis ein Dreihundertstel. Sie steht grad bei 1/200 Sekunde, zur Mitte hin sieht man die längeren Zeiten bis zur Stellung B (beliebig). Bei B sieht man auch die Kleine Nase für den Stecker vom Blitzlichtgerät. Daneben weiter links noch zu sehen die Buchstaben V X M. Dazu gehören noch der Hebel der unter dem gelben Punkt liegt sowie der Zeiger, welcher auf X steht. Auf X gestellt bedeutet mein Blitzlicht ist ein Xenon - wie heute üblich, auf M - das wäre ein Magnesium - Blitzlichtgerät, welches erst gezündet werden muss und daher etwas früher ausgelöst wird. Das V steht für Vorlauf und damit ist der Selbstauslöser gemeint.
Auf der rechten Seite etwas unterhalb der Höhe vom Hebel für V X M, ist ein weitere zum Blende einstellen. Diese reicht von 3,5 bis 32. Noch eine letzte witzige Sache: Gespannt wird der Auslösemechanismus nicht wie heute üblich beim Filmtransportieren, sondern hier ebenfalls am Objektiv selbst (weil da ja auch der Verschluss sitzt). Zu sehen rechts neben der Blitzbuchse und hinter dem zweiten (schmalen) Ring.
Wie ihr euch sicher denken könnt, ist diese Kamera nicht so gut geeignet, eben mal schnell paar Schnappschüsse zu machen *g*! Geübte Naturen können aber vielleicht auch das. Ich brauche immer noch einen extra Belichtungsmesser, muß die Entfernung messen usw - das dauert natürlich. Trotzdem macht es viel Spaß mit dieser alten Kamera ab und an zu fotografieren, die Bilder damit haben ihren ganz eigenen Charm!
Danke falls ihr überhaupt bis hierher gelesen haben solltet für euer Interesse,
liebe Grüße,
der Putzerfisch