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von Ahriman » Mi Dez 14, 2005 2:22 pm
Der Wert der Blendenöffnung sagt, wie oft diese in die Brennweite paßt. Bei einem Kleinbildobjektiv von 50 mm (Normalobjektiv) 1:2,0 paßt also bei größter Blende (eben 2,0) diese zweimal in die Brennweite, sie ist also 25 mm groß. Teleobjektive mit hoher Lichtstärke haben deshalb große Frontlinsen und sind auch entsprechend dick. Im Fernsehen kann man hin und wieder bei den Pressefotografen richtige Kanonenrohre sehen. Sowas ist sauteuer, sehr schwer und geht darum nur mit Stativ.
Die Lichtstärke allein sagt gar nichts über die Qualität des Objektives. Das erste Zeiss-Tessar hatte 6,3 als größte Öffnung, wurde aber wegen seiner optischen Qualität (Schärfe, Verzeichnungsfreiheit, Farbtreue) weltberühmt. Man hat es im Laufe der Zeit auf 2,8 gebracht. Sein Schöpfer (ich habe den Namen vergessen) hat vier Jahre daran gerechnet, es gab noch keine Computer. Ähnlichen Ruf hatte das Schneider Xenar, hervorragend war von Leitz das Summicron mit 1:2,0.
Bei einer großen Blende wird die Tiefenschärfe gering. Das ist aber bei den gebräuchlichen digitalen Kameras nicht so gravierend, weil die Brennweiten infolge des winzigen Sensors so kurz sind. Die angegebenen Brennweiten sind meist Vergleichswerte, sie beziehen sich auf das Kleinbildformat. Denn daran sind die meisten Fotografen gewöhnt. Die wissen zum Beispiel, daß 21mm ein extremes Weitwinkel darstellen.
Man sieht daraus, daß die maximale Lichtstärke eines Objektives gar nichts über seine Qualität aussagt: Schärfe (bis an die Bildränder!), Verzeichnungsfreiheit, Farbtreue! Eine gewöhnliche Lupe zum Beispiel bringt nur in der Mitte Schärfe, zum Rand hin verbiegen sich die Linien und es zeigen sich Regenbogeneffekte: Das muß beim Foto-Objektiv korrigiert werden. Deshalb haben die Dinger mehrere Linsen und sind so viel teurer als eine Lupe, und umso teurer, je besser sie das können. Billige Kameras haben zwangsläufig auch billige Objektive, man macht auf ein Moped keine Rennreifen. Zum Vergleich kann man mal durch ein Fernglas schauen, wie man es heute für 9 Euro kaufen kann: Das Bild ist an den Rändern deutlich unscharf. Dafür sind sie aber klein, leicht und eben billig.
Fazit: Zoom-Objektive mit großem Brennweitenbereich und hoher Lichtstärke sind nicht nur teuer, wenn sie gut sind, sie sind auch dicker und schwerer! Bei digitalen Kompaktkameras geht das noch, beim Kleinbild sind das fürchterliche Klötze!