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"Starke EBV" wie Tonemapping, DRI und Co.

Bildgestaltung, Locations und alle kreativen Aspekte der Fotografie

Moderator: ft-team

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MartinSimon
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"Starke EBV" wie Tonemapping, DRI und Co.

Beitrag von MartinSimon » So Feb 11, 2007 11:10 pm

In letzter Zeit werden nach meiner Beobachtung in der Galerie immer häufiger Bilder vorgestellt, die mittels Tonemapping, DRI etc. entstanden sind, auch von solchen Fototalkern, die ich nicht gerade als EBV-Freaks und passionierte Foto-Monteure einschätzen würde. Parallel dazu kommen immer wieder Fragen, ob das nicht zu unnatürlich sei, wie man das grundsätzlich zu sehen hat usw. Andere - wohl die meisten - sind dagegen anscheinend schlichtweg begeistert von den Ergebnissen.
Um es ehrlich heraus zu sagen: Ich bin nicht gerade ein Freund von Tonemapping, DRI, und schon gar nicht von Fotomontagen. Das mag auch daran liegen, dass ich immer noch der Analogtechnik nachweine... Andererseits habe ich TMs und DRIs gesehen, wo diese Technik so dezent und gekonnt eingesetzt wurde, dass ich es z.T. gar nicht gemerkt habe bzw. wo dadurch einfach auf gute Weise die Bildaussage unterstützt wurde.
So würde ich diese Technik zwar nicht selbst einsetzen - gerade aus hochaufgelösten RAW-Aufnahmen mit großer Farbtiefe kann man m.E. auch so genug herausholen. Aber das heißt ja noch nicht, dass andere sie in guter Weise zur Bildgestaltung einsetzen - s. die Beispiele oben.
Allerdings befürchte bei einem zu exzessiven Gebrauch dieser Techniken, dass unsere Sehgewohnheiten "verdorben" werden, weil wir uns nicht mehr mit der optischen Realität anfreunden können. Ich kenne so etwas von der digitalen Musikbearbeitung, wo mittlerweile der Gebrauch von professionellen Verschönerungsfiltern z.T. so weit gediehen ist, dass sich der normale Musikhörer beim Anhören einer Geige im Konzert manchmal fragen mag, warum sie nicht so super-seidig und brillant klingt, wie er das aus dem Radio gewohnt ist.
Wie denkt ihr darüber?
Gruss, Martin

justin72
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Beitrag von justin72 » Mo Feb 12, 2007 1:01 am

Hallo Martin,

seh ich ein bischen anders. Okay, die Technik steckt in den Kinderschuhen, daher gefällt auch das sagen wir einmal durch die Tonwertkompression verzerrte Bild...

Aber - die Idee dahinter ist ganz einfach. Heutige bildschirme, aber auch Ausdrucke bieten nur einen beschränkten Dynamikumfang. Bei RAW Bildern ist teilw. schon Mehr Information drin als das was auf den Medien angezeigt werden kann.
Z.b. heute hab ich probiert ein Foto vom Garten zu machen bei bewölktem Himmel. Entweder das Foto war insgesammt zu dunkel (entsprach nicht der Realität) oder das Foto war gut ausgeleuchtet, nur die Wolken des Himmels waren einfach nur zu hell (überbelichtet).
Also aus beiden Fotos ein HDR gemacht - schon war ich dem realen Eindruck sehr viel näher...

Die nächste Kamerageneration wird kleine und größere Sensorbereiche kombiniert haben, somit kann einen Kamera 2 unterschiedlich belichtete Fotos zugleich machen - und intern zu einem HDR umrechnen...

Sicher wird es dann auch ein perfektioniertes Tonemapping geben...

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Cano
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Re: "Starke EBV" wie Tonemapping, DRI und Co.

Beitrag von Cano » Mo Feb 12, 2007 7:32 am

MartinSimon hat geschrieben:..., dass ich immer noch der Analogtechnik nachweine.
Da ich der Analogtechnik keine Träne nachweine, fällt es mir grundsätzlich nicht schwer, mich mit den Segnungen des Digitalzeitalters anzufreunden. Sofern der Einsatz digitaler Techniken nicht ausschließlich dem vordergründigen Effekt oder gar der Kaschierung fotografischen Unvermögens , sondern der Bildoptimierung dient, habe ich kein Problem damit. Inzwischen bin ich sogar soweit, daß ich mich nicht einmal mehr dem vordergründigen Effekt verweigere.

Gruß
Cano

HeinBerg
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Beitrag von HeinBerg » Mo Feb 12, 2007 10:17 am

[quote="justin72"]Hallo Martin,


Also aus beiden Fotos ein HDR gemacht - schon war ich dem realen Eindruck sehr viel näher...
quote]


justin - wenn du Fotografie mit abbilden übersetzt hast du sicher recht
sollte Fotografie nicht etwas aussagen, tranzportieren - es wenigstens versuchen - und wer es dann wunderschön möchte macht HDR oder wie immer das heißt

wie ih hier schon mal schrieb, oder man kauft sich Pinsel und Farbe und macht sich die Welt schön
Grüße, Hein

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Cano
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Beitrag von Cano » Mo Feb 12, 2007 10:46 am

HeinBerg hat geschrieben: - und wer es dann wunderschön möchte macht HDR oder wie immer das heißt
Bei HDRI geht es nicht primär um wunderschön, sondern um die Beseitigung bzw. Reduzierung technisch bedingter Unzulänglichkeiten. Sowohl dem Filmmaterial als auch dem Sensor sind bei der Bewältigung des Kontrastumfangs engere Grenzen als dem menschlichen Auge gesetzt. Der vorrangige Sinn der Übung besteht nicht in der Erzeugung wunderschöner Bilder, sondern in der Erlangung einer der Realität möglichst nahekommenden fotografischen Abbildung. Daß diese Technik auch für andere Zwecke eingesetzt werden kann, ist ein Kapitel für sich.

Gruß
Cano

HeinBerg
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Beitrag von HeinBerg » Mo Feb 12, 2007 11:01 am

Cano, wenn die, die mit den Augen fotografieren das nutzen wollen gut

ich benutze meinen Bauch - und dann schau ich mir das mal an, mit meinen Augen
Grüße, Hein

Olaf
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...

Beitrag von Olaf » Mo Feb 12, 2007 1:17 pm

Als Endprodukt meiner Bilder sehe ich gerne einen rauscharmen, scharfen Ausdruck in Groesse A4. Das mag erst mal ganz banal klingen, aber um einen (technisch) sehr guten A4-Print mit einer 6MP-DSLR zu erhalten, muss das Bildmaterial schon sehr gut sein.
Ohne DRI ist das z.B. bei Nachtaufnahmen nur sehr schwer zu erreichen. Das Aufaddieren (Stacking) von Aufnahmen bringt hier enorme Vorteile hinsichtlich Rauschen, Durchzeichnung in Schattenbereichen, aufgezeichneter Dynamikumfang etc.
Grundsaetzlich moechte ich nicht, dass die Technik zum bildbeherrschenden Element wird (speziell bei TM besteht die Versuchung, einfach an den Reglern zu drehen), sie sollte meines Erachtens die Bildidee unterstuetzen.
Gruss, Olaf

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MartinSimon
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Beitrag von MartinSimon » Di Feb 13, 2007 10:34 am

Vielleicht noch mal zur Klärung: Ich habe nichts gegen Digitalfotografie und EBV, wenn es das nicht gäbe, könnte ich diesem Hobby schon aus Zeitgründen gar nicht nachgehen. Der Analogfotografie trauere ich in zweierlei Hinsicht nach: Zum einen, was die Farben und die Auflösung, speziell bei guten Diafilmen, betrifft. Zum anderen der Disziplinierungseffekt: Ich muss hier zuerst einmal richtig sehen und das Gesehene schon bei der Aufnahme umsetzen. Aber das sollte eigentlich auch bei der Digitalfotografie selbstverständlich sein.
Ansonsten hat Olaf (und auch Cano) es noch einmal so ausgedrückt, wie ich es auch sehe. Da ich gewöhnlich keine Nachtaufnahmen mache, habe ich mich einfach noch nicht mit DRI beschäftigt. Und für die anderen Aufnahmen reichen mir der große Dynamikumfang meines Foveon-Sensors und die damit aufgenommenen RAW-Dateien (der kann dafür nicht so gut Nachtaufnahmen). Ich habe auch schon DRIs gesehen, die nicht wie bunter Zuckerguß aussahen, sondern wo einfach die technischen Möglichkeiten in guter Weise erweitert wurden.
Interessant finde ich, dass bisher keiner wirklich auf das Thema "Sehgewohnheiten" eingegangen ist. Hier sehe ich nämlich ein wichtiges Problem. Als ich z.B. letztens bei imagepoint.biz gesehen habe, was dort den Kunden als "Naturaufnahmen" verkauft wird, war ich schon etwas entsetzt. Anscheinend erwartet der Kunde (fast) nur noch geschönte Natur - aber wenn das dann anschließend in Zeitungen usw. abgedruckt wird, prägt es ja massiv. Vielleicht merken viele das gar nicht mehr, weil sie längst eher hinter dem Fernseher als draußen zu finden sind...
Gruss, Martin

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Cano
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Beitrag von Cano » Di Feb 13, 2007 10:49 am

MartinSimon hat geschrieben: Interessant finde ich, dass bisher keiner wirklich auf das Thema "Sehgewohnheiten" eingegangen ist.
Das ist ja auch ein besonders langes und unerfreuliches Kapitel, das nicht nur die Sehgewohnheiten, sondern sämtliche Arten der sinnlichen Wahrnehmung betrifft.

Gruß
Cano

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Beitrag von solE500 » Di Feb 13, 2007 1:24 pm

Nicht zuletzt macht das Experimentieren und Gestalten doch auch Spaß. Ein mittels DRI oder anderer Techniken erstelltes Bild ist auch immer mit einiger Arbeit verbunden, die man dann auch gern präsentieren möchte. Wobei (ich will mich hier nicht ausschließen) man geneigt ist, am Anfang doch etwas viel zu experimentieren, aber das ist ein Teil des Lernprozesses.

Gruß,
Sebastian

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cramir_
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Beitrag von cramir_ » Di Feb 13, 2007 8:08 pm

Hallo Martin , du hast da einen interessanten Thread begonnen.
Ich persönlich glaube das neue Techniken per se neugierig machen, das
ist natürlich. Damit wird ein Trend ausgelöst sich mit ihnen zu befassen, mit
dabei zu sein, up to date zu sein und neue Möglichkeiten zu erschließen.
In dem Sinne glaube ich das wir alle davon erfasst worden sind ohne eine
wirkliche Wahl zu haben, denn die Ästhetik des sichtbaren Korns auf vergrös-
serten Aufnahmen in Fotobüchern zum Beispiel gehört der Vergangenheit
an, obwohl sie immer noch sehr präsent ist, in Bildbänden, im Kino etc.
Trotzdem ist ein Bild, auch wenn es mit verschiedenen Filtern bearbeitet, auf
verschiedene Arten (stacking) entstanden ist ein kreativer Akt und der wird
von der Wahrnehmung im Moment der Aufnahme und bei der Nachbear-
beitung von dem Fotografen gesteuert, gelebt, erkannt und ein Liebhaber der
Fotokunst wird sich nicht von Verschönerungen oder Effekten blenden lassen.
Sondern der Mut, oder die Schnelligkeit in der Auffassung des Motivs, die Ge-
staltung, Fähigkeit eigene Sichtweisen zu zeigen werden bei der Beurteilung
wichtig sein.
Sehr interessant finde ich deine Bemerkungen zur Veränderung von Hör-
gewohnheiten. Ich glaube, dass sie treffend formuliert sind und beobachte
dass es mir persönlich manchmal gefällt die schlecht Qualität eines mp3
Radios zum Beispiel aus Puerto Rico zu hören, als die selbe Musik in per-
fekter CD Qualität.
Weil es einfach direkter rüberkommt, was gemeint ist, ohne
Beschönigung, deshalb glaube ich dass es immer auch Gegenbewegungen
zu der perfekten Welt die sich einem manchmal darstellt, besonders auf
dem Feld der Bildfindung, oder schlicht der Kunst geben wird.
lg: Andreas

Gast

Beitrag von Gast » Mi Feb 14, 2007 9:10 am

Hallo Martin,

ich wende TM, HDRI & Co meistens dann an, wenn ich erst nach dessen Anwendung sehe, was ich sehen will und das muss nicht absolut mit der Realität im Einklang stehen. Ich setze es als Stilmittel ein oder um den physikalischen Grenzen der Fotografie - wenigstens teilweise - zu entgehen.

Ich fotografiere nun seit bald 40 Jahren, habe als Knirps schon Stunden bei Rotlicht mit meinem Vater in der Dunkelkammer beim Entwickeln von S/W-Fotos verbracht, bin also kein >>natural-born-digifreak<<.
Was ich mir jedoch immer offen halte, ist den Blick auf Neues. Dazu gehört für mich auch, sich auf neue Sehgewohnheiten einzulassen. In einem anderen Forum habe ich, als erste TM-Aufnahmen gezeigt wurden, das schlichtweg abgelehnt - vielleicht deswegen, weil es in erster Linie effektbetonte Experimente der User waren. Dann habe ich es selbst ausprobiert und gedacht, dass ich das als Stilmittel hin und wieder benutzen werde.

Letztlich ist es oft - gerade bei erfahrenen Fotografen - eine Sache der liebgewordenen und festgefahrenen (Seh)Gewohnheiten. Nach dem Motto: "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."

Was das rein Handwerkliche beim Fotografieren angeht, bin ich erzkonservativ. Ich würde niemals einem aus meiner Sicht verunglückten Foto mit EBB zu einer Aufmerksamkeit verhelfen wollen, die es nicht verdient hat.

Wenn TM, HDRI & Co zu oft oder gar standardmäßig verwendet werden sollten, könnte meine positive Einstellung dazu relativ schnell ins Gegenteil umschlagen.

Gruß Detlef

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Beitrag von MartinSimon » Mi Feb 14, 2007 11:36 pm

@Pollux
Ich sehe, wir sind uns einig.
Abgesehen davon, dass ich mit den neuen Techniken viel weniger Erfahrung habe als du.
Gruss, Martin

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Beitrag von cramir_ » Sa Feb 24, 2007 3:46 am

Mal abgesehen von speziellen Verfahren wie tm , wie seht ihr die Veränderung der Sehgewohnheiten seit der Einführung der digitalen Technik. (z. B. glatte Flächen werden ohne Rauschen oder Korn dargestellt, alles wird am Computer und nicht mehr an mechanisch / physikalischen Farbvergrösserungen retuschiert). ?

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Niphredil
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Beitrag von Niphredil » So Feb 25, 2007 12:03 pm

Allerdings befürchte bei einem zu exzessiven Gebrauch dieser Techniken, dass unsere Sehgewohnheiten "verdorben" werden, weil wir uns nicht mehr mit der optischen Realität anfreunden können.
Und das iss genau den Nagel auf dem Kopf getroffen! Ich bin auch kein Freund von "starker" Bearbeitung. Und ich halte die Techniken auch mehr als fragwürdig.

Die Bearbeitung von Menschen, hat uns ein Schönheitsideal vorgegaugelt und man sieht was nun daraus geworden ist. Fotos entsprechen nicht mehr der Wahrheit, sie zeigt nicht mehr die Sachen wie sie sind. Ich finde es einfach schade, dass ein Bild mit starker Bearbeitung teilweise schöner empfunden wird, als ein "reales" Bild.

Außerdem finde ich es persönlich komisch, wenn man eine Stunde an der Bearbeitung eines Bildes hängt.

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