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von KaoTai » Do Okt 13, 2005 8:56 pm
Das Thema scheint ja ein Dauerbrenner in diesem Forum zu sein, hier
deshalb ein paar grundsätzliche Tipps zum Kauf von Digitalkameras:
1. Auflösung
- Nur soviele Pixel wie nötig kaufen.
Für Abzüge 20x30cm (DIN A 4) genügt eine 4 Megapixel-Kamera.
Wenn ich die Bilder nur vermailen und am Rechner/Beamer bzw im Web zeigen möchte, würden sogar 1.3 Megapixel genügen.
Mehr Pixel brauchen mehr Speicherplatz - es passen also weniger Bilder auf die Speicherkarte oder die Archiv-CD etc.
Außerdem sind Kameras mit mehr Pixeln i.A. stärker rauschempfindlich (dunkle, einfarbige Flächen wirken dann bunt gesprenkelt).
D.h. mit weniger Pixeln kann ich höhere ASA-Zahlen verwenden und ggf. noch eine stimmungsvolle Nachtaufnahme aus der Hand hinzaubern.
8 Megapixel ist verglichen mit Kleinbild auch schon ganz ordentlich viel.
Da braucht es dann schon ein gutes Objektiv um ein ausreichend scharfes Bild auf den Chip zu werfen!
So gute Objektive sind nicht billig.
Das eingebaute Objektiv kann nicht hochwertiger sein als die Schnäppchen-Kamera in die es integriert ist.
Außerdem muß man bei 8 Megapixeln exakt scharfstellen und darf nicht verwackeln. (Je mehr Pixel desto genauer sieht man auch Fehl-Fokussierungen und Verwacklungen)
D.h. man muß u.U. sogar ein Stativ verwenden!
Kurzum, das sorglose Digital-Fotografieren wird dann doch wieder umständlich.
2. Zoom
- Auf die kürzeste Brennweite achten - nicht auf die längste!
Also, daß man Digitalzoom beim Kamerakauf ignorieren kann ist wohl bekannt.
Ausschnittsvergrößerungen (genau das ist Digitalzoom) macht man besser nachträglich am PC.
Beim optischen Zoom liefern sich die Hersteller inzwischen einen unsinnigen Wettkampf, der m.E. am Bedarf der Fotografen vorbei geht.
Aber den Erbsenzählern in den "Fachzeitschriften" ist halt klar, daß ein 6-fach Zoom um 20% besser sein muß als ein 5-fach Zoom.
Ich habe kürzlich eine Canon-Kamera gesehen mit einem Zoom von etwa 35-420mm Effektivbrennweite!
Wer will denn das?
Alles was über 200mm ist, ist "starkes Tele" mit allen Nachteilen die solche Aufnahmen schon immer haben (Dunst, geringe Schärfentiefe, kritische Scharfstellung, Verwacklung, geringe Lichtstärke).
Scheinbar ist es aber leichter und billiger, überzogen lange Tele zu bauen, als die Zooms mit einem wenigstens mittelmäßigen Weitwinkel auszustatten.
Oder liegt es an der phallischen Symbolik der Tele-Objektive ?
In meiner Praxis muß ich viel häufiger vom Normal-Zoom zum Weitwinkel-Objektiv wechseln, als daß ich mein Tele-Zoom bräuchte.
Wenn ich mich zwischen einem 35-420mm und einem 28-200mm (KB/effektiv) entscheiden müßte, würde ich letzterem - wegen des weiteren Weitwinkels - klar den Vorzug geben.
3. Preisvergleich
- Auf die Gesamtausstattung achten!
Zu einer Digitalkamera gehören halt auch eine ordentliche Tasche, genügend Speicherkarten und ein, zwei Akkusätze nebst Ladegerät.
Wenn mir ein Händler nur eine Trageschlaufe, eine 16MB-Karte und einen Satz Alkali-Batterien anbietet, dann muß ich das beim Preisvergleich gegenüber einem Komplettangbot natürlich draufschlagen.
4. Hersteller
- Wenn möglich ein Gerät der führenden Foto-Marken kaufen
Digitalkameras unterscheiden sich m.E. mehr in der Bedienung als in der eingebauten Technik.
Ich vermute, die meisten fallen sowieso vom selben chinesischen Fließband.
Wenn ich z.B. Canon EOS gewohnt bin, werde ich auch an einer Canon IXUS bestimmte Symbole und Bedienkonzepte wiedererkennen.
Das macht den Wechsel einfacher.
Spiegelreflex-Kameras der unterschiedlichen Hersteller sind über die letzten Jahrzehnte in ihrer Bedienung ziemlich konvergiert und die digitalen Spiegelreflex versuchen - zum Glück - in ihrem Verhalten ihren analogen Schwestern möglichst zu ähneln.
D.h. die Handhabung ist ergonomisch durchdacht und der Wechsel analog - digital unproblematisch.
Bei den Sucherkameras gilt das leider nicht.
Da gibt es eine Vielzahl von Bedienkonzepten zwischen klassischer Sucherkamera und Gameboy oder Multimedia-MP3-Foto-Handy.
Was einem am besten liegt, auch wie die Kamera in der Hand liegt, das sollte man im Fotoladen probieren bevor man kauft.
5. Sucher
- Optischer Sucher & möglichst großes Display
Die Kamera sollte noch über einen normalen optischen Sucher verfügen, da man das Display auf der Rückseite der Kamera bei hellem Sonnenschein oft nur schlecht erkennen kann.
Außerdem kann man bei hauptsächlicher Nutzung des optischen Suchers das Display ausgeschaltet lassen und so erheblich Strom sparen - zugunsten längerer Akkulaufzeiten.
Da das Display oft auch zum Herumzeigen der zuletzt gemachten Bilder verwendet wird, sollte dieses möglichst groß sein.
Optischer Sucher und großes Display sind zwei Features, an denen es den Billigst-Angeboten häufig mangelt.
Zuletzt:
Solange es noch Fotohändler mit Läden und halbwegs kompetenten Verkäufern gibt, sollten wir dort nicht nur die Informationen abgreifen, sondern dort auch Umsatz machen.
Das hat auch was mit Arbeitsplätzen zu tun.
Nein, ich bin kein Fotoverkäufer.
Zuletzt geändert von KaoTai am Do Sep 06, 2007 11:24 pm, insgesamt 6-mal geändert.