Um mal halbwegs zum Thema zurück zu kommen.
Die Blende hat je nach Sichtweise verschiedene "Aufgaben" - leider immer mit doofen Nebenwirkungen:
1. Aus Sicht der technischen Belichtung
Über die Blende steuere ich die Lichtmenge, die durch das Objekitv pro Zeiteinheit durchkommt.
Ungewollte Nebenwirkung: Die Schärfentiefe verändert sich.
2. Aus Sicht der kreativen Fotografie
Über die Blende steuere ich die Ausdehnung der empfundenen Schärfe vor und nach dem Fokuspunkt. Kann also die empfundene Schärfe auf einen kleinen Raum konzentrieren oder auf einen großen Raum ausdehnen.
Ungewollte Nebenwirkung: Die durchgelassene Lichtmenge pro Zeiteinheit verändert sich.
Das sind erstmal die Aufgaben der Blende.
Was dann noch hinzu kommt:
Die Randbereiche der optischen Systeme sind meistens sehr kritisch bzgl. des Fokuspunktes. Vereinfacht: Während alles Lichtstrahlen aus der Mitte sich wirklich durch die Brechung usw. in einem Fokuspunkt genau auf dem Sensor treffen, liegt der Fokuspunkt der Randstrahlen meistens etwas weiter vor oder hinter dem Sensor. Dieser Übergang ist fliessend, je weiter aussen das Licht durch das Objektiv fällt umso mehr verschiebt sich dieser Fokuspunkt auf Sensorebene nach vorne oder hinten.
Nennt man Sphärische Aberration und ist hier auch beschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Abbildungsfehler
Dies kann man durch komplizierte (und teure) Konstruktionen zwar minimieren, ganz weg bekommt man das nicht.
Somit überlagern die "unscharf gestellten" Randstrahlen die "scharfen" mittigen Strahlen und das Bild wirkt im ganzen Kontrastärmer und unschärfer.
Verhindere ich nun, das die Randstrahlen auf den Sensor kommen, dann wird der Anteil der "unscharfen Anteile" immer weniger und das Bild wird Kontrastreicher und Schärfer.
Und genau das macht die Blende, indem Sie die Randbereiche ausblendet.
So dieser Effekt macht also umso mehr Blende desto scharf.
Dann kommt noch der Beugungseffekt:
Die Lichtstrahlen, die in der Nähe der Blendenlamellen durch das Objektiv gehen werden gebeugt (immer).
Bei Offenblende sind das aber vielleicht ein paar Promille der Lichtstrahlen die durch das Objektiv gehen - also vernachlässigbar wenige.
Bei geschlossener Blende wird der anteilder gebeugten Lichtstrahlen aber im Verhältnis zu den ungebeugten immer größer und die Überlagerung der unscharfen gebeugten Lichtstrahlen über die scharfen ungebeugten nimmt zu.
Dieser Effekt macht also umso mehr Blende desto unscharf
Somit ist
3. Blende aus Sicht der Gesamtschärfe
Irgendwo hat jedes Objektiv bei einer bestimmten Blende seine Schärfemaximum, weiter auf- oder abblenden verringert die Gesamtschärfe.
Wo dieses Maximum liegt ist Konstruktionsbedingt, ist aber meistens irgendwo bei eins bis zwie Blenden abgeblendet, was sich dann als grobe Faustformel (aber es ist kein physikalisches Gesetz) etabliert hat.
Sigma z.B. hat gerüchteweise beim neuen 50mm/1,4 eine ähnliche Konstruktion wie das Canon 50/1,2er verwendet, aber das Objektiv künstlich bei 1,4 beschnitten (Blende geht einfach nicht weiter auf, der Frontlinsendurchmesser ist aber für Blende 1,2 ausgelegt), damit es bei "Offenblende" schon etwas schärfer ist (ist ja konstruktiv eigentlich immer um 1/3 Blende abgeblendet bei "Offenblende").