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Wann ist ein Bild ein "gutes" Bild

Allgemeine Fragen rund um die Digitalfotografie.

Moderator: ft-team

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Gast

Wann ist ein Bild ein "gutes" Bild

Beitrag von Gast » Sa Aug 11, 2007 8:13 pm

Ich bin ja hier im Forum gelandet, weil ich mich nicht entscheiden konnte welche digitale Spiegelreflex ich nehmen soll. Irgendwie bin ich dann in der Bildgalerie hängengeblieben und war fasziniert von den teilweise wirklich tollen Fotos.
Eigenartigerweise hatten jene, die mir besonders gut gefielen, keine oder wenige Kommentare. Ich bin anfangs eher ein stiller Beobachter (kein Spanner ;-) )
Zwischendurch war ich dann auf der "Art Bodensee" einer 4tägigen Kunstmesse, auf der vorwiegend gemalte Bilder, Fotografien und Skulpturen ausgestellt werden, beschäftigt und schaute mich natürlich dort auch um.
Nun, ich habe mir zwischenzeitlich sehr viel Gedanken gemacht. Macht die perfekte Technik und ein gutes Auge, das das Gesehene richtig umzusetzen weiß, den Künstler aus oder ist es der, dessen Bilder, auch wenn sie nicht "perfekt" sind meine Seele zum Schwingen bringen.
Nein, ich bin keine Esoteriktante, aber ich bin überzeugt, dass die Bilder die mit Herz und Seele gemacht wurden auch wenn sie kleine technische "Mängel" aufweisen, viel positivere Schwingungen erzeugen als die technisch perfekten, bei denen das Herz nicht dabei war.
Ich würde mir nie ein Bild, sei es auch noch so perfekt oder genau zur Einrichtung passend, ins Haus hängen, wenn die Chemie nicht passt. Wie heißt es doch: Nur mit dem Herzen sieht man gut.
Wie denkt ihr darüber, würde mich interessieren.

Liebe Grüße
vaniglia

Szandor
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Beitrag von Szandor » Sa Aug 11, 2007 8:21 pm

ich denke ein Bild das "gut" ist, erfüllt folgende Kriterien:

*Das Hauptmotiv ist scharf, bzw. das, auf was Wert gelegt wird ist scharf (können auch z.B. nur Augen sein
*Es ist nicht verwackelt, verpixelt, weist keine SChlampigkeiten wie Ränder etc. in der EBV auf.
*Das Auge wird zum MOtiv hingeführt, das Motiv befindet sich also nicht irgendwo im Nirvana, sondern so, dass man es sofort findet. Das kann auch gewagt sein, aber wenn was z.B. ganz am Rand ist, dann lenkt der Rest vom Hintergrund nicht ab!
*Der Bildschnitt ist ansprechend. Häufig Motiv im goldenen Schnitt, eingerahmt oder durch eine Diagonale ins Bild laufend.
*die Farben passen zur Stimmung die das Bild vermitteln soll. Sie sind in sich stimmig

da gibts bestimmt noch mehr.

Und dann gibts Bilder, die sind "sehr gut". Das sind die, die Liebe haben. Und die kann man nicht erklären, die ist einfach da, oder eben nicht. Das sind Nuancen.

Ich bin der Meinung, dass man aus jedem "Ding" ein gutes oder sehr gutes Foto machen kann... man muss nur rauskriegen wie. Und manchmal überraschen gerade die Fotos, die sich an gar keine Regeln halten und grade deshalb besonders sind ;)

Gast

Beitrag von Gast » Sa Aug 11, 2007 8:29 pm

@szandor Das was du am Schluss geschrieben hast, gegen die Regeln, genau das meine ich. Ein guter Freund meines Bruders, ein mittlerweile sehr bekannter Fotograf, hat genau diese Regeln gebrochen und damit Riesenerfolg gehabt. Aber den hat er gar nicht angestrebt, der war eine Begleiterscheinung. Seine Sichtweise und seine Bilder berühren, da bekommt man oft richtig Gänsehaut....positiv natülich :roll:

Gast

Beitrag von Gast » Sa Aug 11, 2007 10:11 pm

Ich finde ein Bild gut, wenn es mir gefällt.

Ob's scharf, farblich stimmend oder sonstwas ist interessiert mich da nicht.

Kommt auch immer drauf an für was das Bild gedacht ist.

In einigen Bereichen ist die technische Umsetzung wichtig (Nicht umsonst besteht das - ich nenn es mal so - "Fotodesignstudium" zu einem Großteil aus psychologischen Kursen über Farbentheorie (Welche Wirkung haben welche Farbkombinationen und Farben in welchem Kulturkreis) bis zu geometrisch psychologischen Wirkungen (Blickrichtung in Europa ist von links nach rechts, aufsteigende Linien wirken Positiv, absteigende Negativ usw.)

Anhand dessen kann man dan erahnen das der Kunde für sein neues Ultra cooles hippes Kindergetränk "Gummibärchenstrohrum Intravenös mit dem 80% Ethanolkick" keine dunklen Friedhofssequenzen haben will sondern einen traurigen Aussenseiter der im Regen steht und erst in den sonnigen und bunten Spielkasten zu den anderen gehen darf und dann spass hat nachdem er sich die letzte Gehirnzelle mit dem Gesöff weggesoffen hat.

In anderen Bereichen ist die technische Perfektion ein nettes Gimmick, wichtiger ist, das man da den Minister erkennen kann wie er gerade einen Koffer mit Schmiergeld öffnet, oder halt den Ehemann der gerade eine Frau abknutscht, die nicht seine Ehefrau ist. Da darf es ruhig mal rauschen im Bild.

Wieder andere Bilder dienen "nur" als Grundlage für die weitere Bearbeitung (siehe die FotoArt-Bilder von Calvin) wo das Bild nur die Grundlage für eine airbrushartige Verfremdung ist.

Da wird dann beim Hintergrund eher darauf geachtet, das man ihn gut per EBV wegretouschieren kann und nicht ob er farblich zum T-Shirt passt.

Bei Urlaubsbildern / Errinnerungsfotos komt es auch weniger auf die technische Perfektion an sondern auf den Errinnerungswert. Das einzige vorhandene - leider farblich nicht passende und Verrauschte - Bild seiner verstorbenen Mutter wird man wohl nicht wegwerfen weil es verrauscht ist. Allerdings wird das Bild nur der eigenen Familie etwas Wert sein, unbeteiligte weerden die technischen Fehler anmeckern.

Zum Rumzeigen sollte ein Foto technisch ein gewisses Niveau erreichen. Hat man dieses selbst im Schlaf im Griff kann man auch anfangen dieses Niveau kontrolliert und gewollt zu unterbieten (Manchmal kann eine gezielte Bewegungsunschärfe oder Fehlfokus die Bildaussage massiv verbessern, nur muß dieser Fehler dann sehr gekonnt gewählt werden).

Dies ist aber nur der technische Teil. Ein langweiliger Baum der Knackscharf vor einem langweiligen Wald steht wird niemanden vom Hocker werfen.
Die Kür besteht dann aus dem kreativen Teil des fotografischen Auges, etwas was man nicht kaufen kann und für das man eine Begabung haben muß: Das Gespür, das diese Szene aus dieser Perspektive mit der gewählten Blende und Brennweite am interessantesten ist.

Hat man dieses Gespür nicht, kann man zwar versuchen durch einhalten der Standardregeln (Goldener Schnitt, wenn Sonne Lacht nimm Blende acht) etwas Spannung ins Bild zu bekommen. Der Baum wird dann vielleicht nicht mehr so langweilig, nur aus dem langweiligen Bild wird dadurch nicht der überflieger.

Dirk

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Beitrag von urmel » Sa Aug 11, 2007 10:13 pm

Ein Mann, der mich einmal in Kunst unterrichtet hat, sagte einmal (und das merkte ich mir für viele viele Jahre)

In der Kunst kan 2 +2 = 7 sein!...Es muss nur gut gemacht sein!

Ich meine der Beginner arbeitet nach Regeln. Der Künstler ignoriert sie 8)

Szandor
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Beitrag von Szandor » Sa Aug 11, 2007 10:26 pm

naja.. ich denk eher, der Anfänger arbeitet nach überhaupt keinen Regeln... manche Motive sind so schön, und die Fotos sind einfach grottenschlecht, weil Grundregeln nicht eingehalten wurden.
Regeln muss man gezielt udn ganz bewusst brechen, und das Brechen muss einen Sinn machen. :roll:

Gast

Beitrag von Gast » Sa Aug 11, 2007 10:35 pm

Dann ist der künstler doch mit dne Juristen verwandt.

Der Mathematiker akzeptiert das zur Zeit die Annahme gilt das 1+1=2 ist der Jurist erhebt Einspruch, da die zweite 1 benachteiligt ist.

Gast

Beitrag von Gast » Sa Aug 11, 2007 11:14 pm

Ich habe mir vor vielen Jahren, als ich mir die Nikon 801s leistete auch ein paar sehr hochwertige Fotobücher dazugekauft (John Hedgecoe), die ich genau durchstudierte. War auch wichtig, Blende, Verschlusszeit, all die Dinge die einem mit der Zeit in Fleisch und Blut übergehen.
Und dann legte ich los. Das Fotografieren half mir dazumal über eine sehr schwere Zeit hinweg und es wurde daraus eine sehr intensive Zeit. Ich erfühlte die Landschaft und die Menschen die dort lebten, ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Ich lebte die Fotografie sozusagen. Leider ist ein sehr großer Teil meiner Aufnahmen unten geblieben, als ich sehr überstürzt nach Österreich zurückkehrte.
Jedenfalls war es für mich so, dass ich mich mit meinen Aufnahmen ausdrücken konnte, sie waren ein Teil von mir.
Dann habe ich lange nicht fotografiert da ich mir mit drei kleinen Kindern ganz allein eine neue Existenz aufbauen musste.
Jetzt habe ich wieder mehr Zeit und Muße mich meinem Hobby zu widmen und ich möchte wieder wie dazumal, dass meine Bilder Seele haben.
lg vaniglia

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WolfgangS
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Beitrag von WolfgangS » Sa Aug 11, 2007 11:52 pm

Aber Regeln kann man erst dann (bewusst) brechen, wenn man sie verstanden hat.

Gast

Beitrag von Gast » So Aug 12, 2007 12:50 pm

Hallo,

das ist ja ein wundervoller Thread, da war ich nun mal einen Tag nicht im Forum und schon taucht so ein tolles Thema auf.

Das entscheidende ist schon gesagt worden, ein gutes Bild berührt das Gemüt, hat Schwingungen und gefällt dem Betrachter. Warum das so ist kann man nicht in zehn Regeln festschreiben, das ist fast bei jedem Menschen anders.
Es gibt ein paar grunsätzliche menschliche Wahrnehmungstheorien und psychologische Verhaltensweisen die gut funktionieren, am deutlichsten setzt das die Werbung in die Praxis um. Da wird aus kommerziellen Gründen genau berechnet welche Wirkung erziehlt werden kann.

Ein Künstler hält sich weniger an diese Gesetzmäßigkeiten, er arbeitet intuitiv um eine Stimmung oder ein Gefühl zu transportieren und meist schöpft er das aus seinem innersten Wesen selbst. So entstehen Bilder die sich an garkeine Vorgabe von außen halten, allein die eigene innere Ordnung oder Chaos bestimmen die bildhafte Aussage und machen Dinge sichtbar die sonst im Verborgenen blieben. Darin besteht für mich die Kunst, Dinge sichtbar machen, die eigentlich unsichtbar sind. Welche Technik dafür angewendet wird, welche Regeln und welche Gesetzmäßigkeiten bleibt einzig und allein der auf die alles entscheidende Bildaussage bezogenen Wirkung, überlassen.
Je mehr Regeln und Techniken der Künstler beherscht, je mehr Vielfälltigkeit und Möglichkeiten hat er, sie für die Bildaussage einzusetzten und um so reichhaltiger ist das Reservoir aus dem er schöpfen kann. So oder so ähnlich verstehe ich meine Arbeit mit Bildern und da ist eindeutig ein "gutes" Bild jenes, dass am authentischsten genau das vermitteln kann, dass ich zum Transportieren durch das Bild empfunden habe, kann das der Betrachter dann auch noch wahrnehmen ist es das höchste Glück...

gruß fluuu
Zuletzt geändert von Gast am So Aug 12, 2007 1:45 pm, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast » So Aug 12, 2007 1:32 pm

Hallo fluuu!
Das hast du ganz wunderbar ausgedrückt, du triffst die Sache auf den Punkt!
lg vaniglia

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