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Fotografie in den 20er Jahren

Allgemeine Fragen rund um die Analog-Fotografie.

Moderator: ft-team

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Janka
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Fotografie in den 20er Jahren

Beitrag von Janka » Mo Nov 15, 2010 11:40 pm

Kennt ihr vielleicht empfehlenswerte Webseiten zu dem Thema? Hab' schon hier im Forum gesucht, aber leider nichts gefunden.

z.B. interessiert mich welche Kameras damals benutzt wurden bei der Studiofotografie und privat, wie die Bilder entwickelt wurden, wie verbreitet Kameras für Privatleute damals überhaupt waren...

Vielen Dank :D

KaoTai

Beitrag von KaoTai » Di Nov 16, 2010 12:27 am

Naja, es gab schon Kleinbild- und Mittelformat-Kameras:

http://de.wikipedia.org/wiki/Leica_Camera
http://www.franke-heidecke.net/

Wobei Profis weiterhin wohl eher mit Großformat-Kameras und Planfilm unterwegs waren, selbst unterwegs bei Reportagen.

Großformat (Planfilm, Platten) und ggf. auch Mittelformat haben den Vorteil, daß man in der Dunkelkammer auch ohne Vergrößerer auskommen kann.
D.h. man legt das Negativ direkt auf das Fotopapier und erhält einen 1:1-Kontaktabzug.
Kleinbild-Film muß dagegen verhältnismäßig aufwändig vergrößert werden, da man fast immer Bilder braucht die größer sind als 2.4 x 3.6 cm

Und natürlich war das allermeiste Schwarzweiß.
Farbfotos entstanden z.T. dadurch, daß man Schwarzweiß-Fotos von Hand nachkolorierte.

Fotografieren war technisch einigermaßen anspruchsvoll.
Kameras hatten i.d.R. keinen eingebauten Belichtungsmesser.
Man mußte entweder schätzen oder mit einem Handbelichtungsmesser messen. Dann aus dessen Meßwert und der Empfindlichkeit des Films in der Kamera eine passende Zeit-Blenden-Kombination finden.
Autofokus gab es nicht.
Bei den meisten Kameras noch nicht mal eine Schärfenkontrolle auf der Mattscheibe. D.h. man mußte die Entfernung schätzen und richtig einstellen. Mit Glück hatte man eine Kamera mit eingebautem Entfernungsmesser.
Blitzlicht war teuer (Blitzkolben, die man nach jedem Schuß auswechseln mußte).
Keine automatische Umschaltung bei erreichter Blitzbereitschaft.
Stattdessen "Leitzahl = Blende * Entfernung".
Und nach dem Fotografieren mußte man eine Woche warten bis die Bilder aus dem Labor zurück waren.

Es gab aber auch schon einfache Kodak 6x6-Box-Kameras, wo man gar nichts einstellen konnte und die komplette Verarbeitung dem Fotolabor überließ.
Andererseits war die eigene Dunkelkammer noch durchaus weiter verbreitet.

Kameras und Filme waren gemessen am Stundenlohn eines Arbeiters sehr viel teurer als heute.
Was den Vorteil hatte, daß weniger Blödsinn geknippst wurde.

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Johnars
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Beitrag von Johnars » Di Nov 16, 2010 1:43 am

In den 20er Jahren war das professionelle Standardformat 8x10 inch alles was kleiner war galt als Amateurformat!
Die Planfilme waren meist noch auf Glas gegossen, wegen der besseren Planlage!
Es wurden sogar für die Kriegsfotografen im ersten Weltkrieg eine 18x24cm Kamera gebaut mit einem Magazin für 12 Platten, nachzulesen in neue Geschichte der Fotografie Seite 393.
Erst in den 1950 er Jahren, wurde das Format 5x7 inch oder 13x18 cm als das Profiformat akzeptiert und erst ende der 70 er Jahre begann man auch 4x5 als Profiformat zu akzeptieren, weil die Filme immer besser wurden in Auflösung und Feinkörnigkeit!
Ebenso fotografierte man vorwiegend mit Weichzeichnerobjektiven um möglichst nahe bei der damaligen gemalten Kunst zu sein, dieser fotografische Stil nennt sich Pictorialismus!
Kurze Zeit später kam dann die straight Fotografie die den Durchbruch durch die Grupp f64 erzielte!

Gruss Armin

KaoTai

Beitrag von KaoTai » Di Nov 16, 2010 10:24 am

Johnars hat geschrieben:In den 20er Jahren war das professionelle Standardformat 8x10 inch alles was kleiner war galt als Amateurformat!
Die Planfilme waren meist noch auf Glas gegossen, wegen der besseren Planlage!
Es wurden sogar für die Kriegsfotografen im ersten Weltkrieg eine 18x24cm Kamera gebaut mit einem Magazin für 12 Platten, nachzulesen in neue Geschichte der Fotografie Seite 393.
Erst in den 1950 er Jahren, wurde das Format 5x7 inch oder 13x18 cm als das Profiformat akzeptiert und erst ende der 70 er Jahre begann man auch 4x5 als Profiformat zu akzeptieren, weil die Filme immer besser wurden in Auflösung und Feinkörnigkeit!
Ebenso fotografierte man vorwiegend mit Weichzeichnerobjektiven um möglichst nahe bei der damaligen gemalten Kunst zu sein, dieser fotografische Stil nennt sich Pictorialismus!
Kurze Zeit später kam dann die straight Fotografie die den Durchbruch durch die Grupp f64 erzielte!

Gruss Armin
Wenn ich mir die alten Familienfotos aus der Zeit in meinem Schuhkarton ansehen, dann sind die wenigsten größer als 4"x5".
Und die wurden vom ortsansässigen Fotografen-Meister gemacht.
(Und der wird die Negative ja kaum verkleinert zu Papier gebracht haben.)

Die großformatige Profi-Fotografie die Du da oben beschreibst gab es natürlich, aber es gab auch eine kostenorientierte "Gebrauchsfotografie" mit deutlich niedrigeren Qualitätsansprüchen.

Allein schon wegen der weiteren Verbreitung der Kameras und der kostengünstigeren Film unter den Amateuren denke ich, daß auch in der Zeit zwischen den Kriegen 80% aller Aufnahmen schon auf Rollfilm gemacht wurden (wenngleich da wohl Mittelformat gebräuchlicher war als Kleinbild).

Und wenn ich mir die Bilder anschaue, die meine Oma 1933 auf dem Voigtländer-Kurs in Hamburg gemacht hat, dann haben die dort mit dem neuen "hochempfindlichen" 15-DIN Kleinbild-Film Nachtaufnahmen auf der Reeperbahn gemacht.
Und waren froh wenn die Objektive scharf waren und nicht weichzeichneten.

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Beitrag von Johnars » Di Nov 16, 2010 6:17 pm

Und waren froh wenn die Objektive scharf waren und nicht weichzeichneten.
1933 war ja auch nicht mehr 1920 da war schon die Straigth Fotografie im Vormarsch und Amateure haben sich vermutlich nicht alle an der Kunstfotografie orientiert!
Und nur ziemlich Reiche Leute konnten sich vermutlich ein 8x10 Negativ/Belichtung leisten und die meisten Kameras hatten verschieden grosse Rückteile also konnte man an die 8x10 auch ein Rückteil mit 4x5 respektive in Europa eher die metrischen 9x12 cm dranhängen um auch für etwas weniger Geld Bilder abzuliefern.

Gruss Armin
Zuletzt geändert von Johnars am Di Nov 16, 2010 10:47 pm, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast » Di Nov 16, 2010 7:16 pm

KaoTai hat geschrieben:...daß auch in der Zeit zwischen den Kriegen 80% aller Aufnahmen schon auf Rollfilm gemacht wurden (wenngleich da wohl Mittelformat gebräuchlicher war als Kleinbild).
Vor allem, wenn man bedenkt, dass Oskar Barnack seine weltweit erste Kleinbildkamera erst 1924 von Leitz in Serie fertigen lassen konnte.

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Re: Fotografie in den 20er Jahren

Beitrag von fibbo » Mi Nov 17, 2010 12:00 pm

Janka hat geschrieben:Kennt ihr vielleicht empfehlenswerte Webseiten zu dem Thema? Hab' schon hier im Forum gesucht, aber leider nichts gefunden.

http://www.lausch.com/ahnen1.htm
http://www.lausch.com/leicaanfang.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_photography
(Link wurde entfernt)

such mal nach:

Man Ray
Ansel Adams
Andreas Feininger
Edward Steichen
Robert Capa
Henri Cartier-Bresson
Irving Penn
Leni Riefenstahl

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Flip-Averna
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Beitrag von Flip-Averna » Mi Nov 17, 2010 4:43 pm

Erich Salomon nicht zu vergessen.
Autodidakt,
erster Bildjournalist.

*1886, Berlin
+1944, Auschwitz

http://www.comesana.com/english/salomon.php

Janka
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Beitrag von Janka » Fr Nov 19, 2010 6:27 pm

oh das ist toll, Danke euch für die vielen Infos!

Hab' mir vor kurzem die alten Fotos meiner Oma aus den 20er und 30er Jahren angeguckt und war ganz erstaunt wie schön und ästhetisch die alle sind. Wahrscheinlich weils schwarz-weiß ist und wegen der Mode von damals, oder vielleicht hat man sich damals auch einfach mehr Zeit genommen und sich mehr Mühe gegeben beim Bilder machen.

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