KEINE Digitale-Uhr kann einem Chronometer
mit Rädchen, Feder, Feinmechanik, also einer Uhr mit Herz und Seele, das Wasser reichen!
Nun, dann laß dir von einem Uhrmacher im Ruhestand sagen:
Mit Begeisterung betrachte ich die feinmechanischen Meisterwerke unserer Vorfahren, und ein Schiffschronometer von Lange & Söhne ist ein herrliches Wunder, wenn man das Glück hat, sein Innenleben betrachten zu dürfen. Und wir älteren Uhrmacher haben auch unser Leben lang vergeblich um die genaue Uhrzeit gekämpft. Auch der oben erwähnte Chronometer schaffte es nicht, wenn vom Radio das Zeitzeichen kam, beim letzten Piepser mit dem Sekundenzeiger auf der Null zu landen: Er war immer ein paar Striche daneben.
Aber im alltäglichen Leben trage ich schon lange nicht mehr meine uralte Eternamatic, sondern eine funkgesteuerte Quarzuhr. Es begeistert mich immer wieder, daß die nun das kann, was der Chronometer nicht konnte.
Ich bewundere die sagenhaften Kunstwerke, die beispielsweise bei Jaeger le Coultre immer noch entstehen, aber als Zeitmesser finde ich sowas albern und unbrauchbar: Ich hätte keine ruhige Minute mehr, trüge ich eine Uhr für einige tausend Euro am Handgelenk, und ich würde mich ärgern, weil das Ding trotz des Preises nicht wirklich genau geht. Denn das kann eine mechanische Uhr einfach nicht - nein, geht nicht!
Und dicht beim Fernseher steht auch so eine sogenannte "Funkuhr", und es bereitet mir ein stilles Vergnügen, wenn die Uhr auf dem Bildschirm eine gute Sekunde nachgeht, weil sie über Satellit kommt. Da sieht man so richtig, daß die hertzschen Wellen doch nicht so schnell sind, wie man glaubte.
Ihr ahnt nicht, welche Klimmzüge meine Kollegen in den vergangenen Zeiten machten, was sie sich erknobelten, welche Mühe und welchen Fleiß sie aufwandten, wieviele immer raffiniertere technische Lösungen erdacht wurden auf der Jagd nach der genauen Zeit.
Und heute gibt es Armbanduhren, nach denen man ein Schiff navigieren könnte, und die Dinger kosten den Bruchteil von dem, was man für einen Chronometer ausgeben müßte.
Und das Schlimmste daran: Man braucht sie nicht mal mehr. Auf Knopfdruck sieht der IO per GPS auf der Brücke, wo er gerade herumschippert. Es soll ja inzwischen Seeoffiziere geben, die da glauben, ein Sextant sei der Schüler eines Gymnasiums.
Und so ist es mit den Kameras. Eine 9x12-Reisekamera aus der Zeit um 1900 ist ein wundervolles Gerät. Aber damit heute fotografieren? Nicht um die Welt! Da habe ich sowas klitzekleines in der Hosentasche.