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von KaoTai » Do Feb 16, 2012 10:33 pm
Ja, es stimmt in dem Sinne:
Wenn meine Landschaft ausreichend weit weg ist, sagen wir 100 Meter bis unendlich, dann habe ich immer genug Schärfentiefe, egal welche Blende ich einstelle. Also auch, wenn die Blende ganz offen ist.
Allerdings ist die Auswirkung der Blende auf die Schärfe komplexer:
Die vordere Grenze des Schärfenbereichs (also von 10m oder 30m oder 100m bis unendlich) hängt von der Brennweite ab.
Bei einem lichtstarken Tele (große Blendenöffnung, lange Brennweite) beginnt der scharfe Bereich sehr spät (sagen wir ab 200m), bei einem lichtschwachen Weitwinkel beginnt er ggf. schon bei 10m.
Was aber eine viel größere Rolle spielt:
Die meisten Objektiv sind bei ihrer größten Blendenöffnung noch nicht optimal scharf.
Also gar nirgends, bei keiner einzigen Entfernung.
Typischerweise merkt man einen Unterschied bei den ersten beiden Blendenstufen.
Also etwa, wenn ich mein 50mm/1.4 einmal bei Blende 1.4, oder bei Blende 2.0 oder bei 2.8 verwende.
Ab dann, also Blende 4.0, 5.6, 8.0 ändert sich die Schärfe auf der Einstellentfernung kaum noch, da wächst nur noch die Schärfentiefe vor und hinter der Einstellentfernung.
Ab Blende 11, 16, 22 verschlechtert sich die Schärfe insgesamt wieder etwas (obwohl der Schärfentiefenbereich weiter wächst).
Diese Schärfeverschlechterung bei kleinen Blendenöffnungen kommt von der Lichtbeugung an den Blenden-Kanten.
Die optimale Schärfe hat man also bei Blende 5.6-8.0.
Wenn man jetzt noch den Schärfentiefenbereich optimal ausnutzen will, dann fokussiert man nicht auf unendlich, sondern "hyperfokal".
Der Schärfentiefenbereich liegt immer vor und hinter der Einstellentfernung. Wenn man auf unendlich einstellt, dann könnte man also auch Dinge scharf abbilden, die weiter als unendlich entfernt sind.
(Das ist nichts für Fotografen, sowas überlassen wir den Theologen.)
"Hyperfokal" ist so, daß das ferne Ende des Schärfentiefenbereichs gerade bis unendlich reicht.
Das hängt von der Blende und der Brennweite ab.