Welche Objektive fuer welchen Zweck
Leute, die von einer Kompakt- oder Bridgekamera kommen, werden von der Objektivauswahl fuer die DSLR Modelle erschlagen.
Ich will versuchen, etwas Licht in das Dunkel zu bringen:
Wem die Gestaltungsmoeglichkeiten der Kompakten ausgereicht haben und wer nur wegen der besseren Bildqualitaet (Hohe ISO) zur DSLR wechselt, fuer den duerfte ein Superzoom oft reichen. Besonders empfehlenswert sind hier
Nikkor 18-200 (natuerlich nur fuer Nikon)
Tamron 18-250mm (Canon, Nikon, Pentax, Sony)
Leica 14-150mm (nur fuer Lumix und Olympus)
Pentax 18-250mm (baugleich mit Tamron, natuerlich nur fuer Pentax)
Diese Objektive ersparen so manchen Objektivwechsel und ermoeglichen oft formatfuellende Schnappschuesse. Natuerlich sparen sie auch Gewicht und Platz; allerdings nicht so viel wie mancher glaubt.
Dass solche Objektive nicht die Qualitaet von Spitzenzooms oder gar Festbrennweiten haben koennen, sollte klar sein.
Worin besteht denn ueberhaupt die Qualitaet eines Objektivs
Mechanik:
- Metallbajonett ist natuerlich hochwertiger als ein Kunststoffbajonett
- spielarme oder gar spielfreie Einstellringe von Entfernung, Zoom, Blende.
-Geradfuehrung (nichtmitdrehende Frontlinse, wichtig bei Verwendung von Polarisationsfiltern)
- spielfreie Tuben
- Innenfokussierung (dabei veraendert das Objektiv beim Fokussieren seine Laenge
nicht)
- schmutzabweisende Verguetung
- staub-und regenfest
- Art der Fokussierung (Stange ueber Kameramotor, Motor im Objektiv, Mikro-USM, Ring-USM)
- Fokus Override (Moeglichkeit nach der Fokussierung manuell zu korrigieren,
ohne einen Schalter zu betaetigen)
- wie gross ist der Drehwinkel zwischen unendlich und Naheinstellgrenze
(fuer den AF solte er moeglichts klein, fuers manuelle Fokussieren moeglichst gross sein. Optimal ist eine Uebersezung)
- Streulichtblende (wird sie mitgeliefert oder muss sie extra gekauft werden)
Optik:
- Schaerfe (nicht nur mittig sondern auch am Rand)
- Kontrastverhalten
- Farbwiedergabe
- Vignettierung (Verdunklung der Bildecken)
- Streulichtempfindlichkeit
- Bildfeldwoelbung (die Schaerfeebene ist dann nicht plan)
- Verzeichnung (Durchbiegung von eigentlich geraden Linien)
- Offenblendtauglichkeit (ist das Objektiv ueberhaupt bei seiner groessten Blende zu gebrauchen, oder muss man es 1-2 Stufen abblenden)
- Bokeh (so bezeichnet man das Abbilden unscharfer Bildteile, die ausserhalb der Schaerfentiefe liegen)
- CA (Chromatische Abberation, Bildfehler an harten Hell-Dunkelkanten
- weiter Bildfehler (purple fringing, Koma, spaehrische Abberation, Astigmatismus usw.)
Bei so vielen Fehlerquellen duerfte klar sein, dass es
das perfekte Objektiv nicht gibt; und dass fehlerarme Konstruktionen eine Menge Geld kosten. Etliche Fehler lassen sich durch Abblenden um ca. 2 Blendenstufen deutlich verringern, bei allen Objektiven.
Auch das Weglassen von Filtern und der stete Gebrauch einer optimalen Streulichtblende ist foerderlich fuer eine optimale Objektivleistung.
Gerade letzter Punkt laesst sich bei den Superzooms kaum realisieren.
Sie bieten mit ihrer grossen Frontlinse viel Angriffsflaeche fuer Streulicht, lassen aber mit ihren auf den groessten Bildwinkel gerechneten Streulichtblenden kaum Schutz fuer laengere Brennweiten zu
Falls man am APS-Sensor Objektive benutzt, die eigentlich fuer Kleinbildformat gerechnet wurden, kann man durch Nutzung von laengeren Streulichtblenden die Leistung des Objektivs nocht etwas steigern.
Welche Objektive braucht man nun fuer was
Am einfachsten ist diese Frage fuer
Portrait zu beantworten. Am APS-Sensor sind Brennweiten zwischen 50 und 90mm ideal. Kuerzere Brennweiten ziehen perspektivische Verzerrung durch den dann sehr kurzen Aufnahmeabstand nach sich, laengere Brennweiten lassen Gesicher zu flach erscheinen.
Durch den sehr beschraenkten Brennweitenbereich bieten sich hier Festbrennweiten an, die dann auch den Vorteil der hohen Lichtstaerke haben.
1,4/50mm,
1,8/50mm,
2,8/60mm
2,4/70mm
2,8/70mm
1,8/77mm
1,8/85mm
1,4/85mm
1,2/85mm
2,8/90mm
sind hier die optimalen Objektive, die es auch so oder aehnlich fuer jedes System (fuer Olympus gelten wg. Cropfaktor 2 etwas kuerzere Werte) gibt.
Auch Zoomobjektive sind hier beliebt:
2,8/28-75mm
2,8/50-135 (150)mm
2,8/70-200mm
Allerdings sind diese Objektive (ausser dem Ersten) gross und schwer und der Portraitierte reagiert oft genug gehemmt angesichts dieser (Glaskloetze)
Fuer
Makros ist die Empfehlung auch recht einfach:
alle
Festbrennweiten , wo "Macro" draufsteht sind hervorragende Objektive. Vom billigen Cosina 3,5/100mm fuer ca 150 Euro angefangen ueber die guenstigen 35mm (300 Euro) von Olympus und Pentax, die zahlreichen 50er, 60er, 70er, 90er, 100er, 105er bis hin zu den langen Makros von Sigma (150mm, 180mm), Tamron und Canon(180mm) und Nikon (200mm) sind alle gut fuer TOP-Ergebnisse.
Voraussetzung ist allerdings allermeistens die Verwendung von
Stativ, Fernausloeser, Spiegelvorausloesung.
Welcher Brennweite man den Vorzug gibt, sollte das Aufgabengebiet bestimmen:
Aquarien und Terrarien: kurze Brennweiten (35 o. 50mm), damit man nahe ans Glas kommt und so Reflektionen vermeidet.
Blueten, Pilze und nicht allzu scheue Insekten lassen auch die kurzen Brennweiten zu.
Am universellsten sind die 100er (+/-10mm). Noch recht guenstig in der Anschaffung sind sie auch als hervorragendes, recht lichtstarkes Teleobjektiv die Lieblingsobjektive vieler Fotografen.
Die langen Makros sind schwer, teuer und nicht mehr ganz so universell und auch kaum noch ohne Stativ sinnvoll einzusetzen.
Fast alle Makros bieten den Abbildungsassstab 1:1. Das bedeutet, dass ein 1cm grosser Gegenstand auch 1cm gross auf den Sensor projeziert wird. Die Unterschiede der Brennweiten besteht also vor allem in der Entfernung zum Motiv und der Einbeziehung (kurze Brennweiten) oder eben Ausblendung (lange BW) des Hintergrundes:
Hier etwas anschaulicher: (Link wurde entfernt)
Fuer
Landschaft und Architektur werden oft und gerne Weitwinkel- oder gar Superweitwinkelobjektive empfohlen. Nicht ohne Grund aber oftmals auch mit etwas einseitiger Betrachtungsweise. Es werden naemlich auch mit Telebrennweiten oft genug tolle Landschafts und Architekturfotos gemacht.
Da ja die Allermeisten zunaechst mal mit Normalzooms anfangen, kann man nach einiger Zeit recht sicher selbst beurteilen, wo es am ehesten fehlt. Nur so viel: Fuer den Anfaenger ist es leichter, mit einem Tele gute Fotos zu machen als mit eine Weitwinkel. Und nochmals schwerer wird es mit einem Superweitwinkel
Haeufig ergeben diese kurzen Brennweiten in Anfaengerhaenden nur "Vieldrauffotos"
Wofuer braucht man Fisheyes Objektive?
-immer wenn man besonders nah ran will, um die Perspektive zu betonen
...(deshalb ist auch die kurze Naheinstellgrenze eine sehr wichtige Eigenschaft)
-bei Gruppenportraits in besonders beengten Verhaeltnissen.(ja, richtig gelesen
Portraits mit dem Fisheye sehen wesentlich besser aus als die mit entsprechend kurzen Superweitwinkeln)
-wenn man moeglichts viel auf`s Bild bekommen will/muss.
-wenn krumme Linien nicht stoeren oder sogar erwuenscht sind.
Die "krummen Linien" sind auch das, was die Fisheyelinsen von den anderen Objektiven unterscheidet. Alle Linien, die nicht durch den Bildmittelpunkt laufen, werden zum naeheren Bildrand hin gebogen.
Je kuerzer die Brennweite und je naeher am Bildrand, desto gebogener wird es.
Superweitwinkel versuchen ja, gerade Linien so gerade wie moeglich zu belassen. Das erfordert einen enormen Korrekturaufwand.
Es gibt 2 verschiedene Fisheye Objektive, die
Zirkular-Fisheyes und die
Diagonalfisheyes.
Erstere bieten nach m.E. recht wenig sinnvolle Anwendungsmoeglichkeit. Der Effekt nutzt sich sehr schnell ab. Fuer wissenschaftliche Zwecke und spezielle Anwendungen wie Kugelpanoramen sind sie sinnvoll. Sie liefern ein kreisrundes Bild, welches gerade so ins Format passt, wenn sie an der korrekten Formatgroesse betrieben werden.
Apropos Format: da es FT, APS-C und Kleinbildformate gibt, muss das Fisheyeobjektiv mehr noch als andere Objektive auf das Format abgestimmt sein. Sigma baut nicht umsonst 4 verschiedene Fisheyeobjektive.
Dabei sind das 4,5 und das 10mm fuer APS-C, das 8 und das 15mm fuer Kleinbild ausgelegt.
Bei FT sollte man fuer bestmoegliche Ergebnisse das Zuiko 8mm Diagonalfisheye nehmen. Benutzt man (an FT) andere oder auch Kleinbildobjektive an APS-C Kameras, verschenkt man viel Bildwinkel.
Bei Verwendung eines 8mm KB-Zirkularfisheyes an einer APS-C Kamera erhaelt man ein Mittelding zwischen kreisrundem und rechteckigem Bild
Wenn man ein 15mm Fisheye an einer APS-C Kamera benutzt, faellt der Fisheye Effekt kaum auf.
Die Diagonalfisheyes bilden einen Winkel von ca 180 Grad ueber die Diagonale des passendes Formates ab und sind recht universell in der Architektur und Landschaftsfotografie einsetzbar. Geschickt eingesetzt bemerkt der Bildbetrachter gar nicht den Einsatz dieser Extrembrennweite, kann sich der "etwas anderen Motivansicht" aber kaum entziehen.
Das Thema
Shift- und Tiltobjektive duerfte nur Leute interessieren, die sich schon laenger mit der Fotografie beschaeftigen. Interessant besonders fuer Fans der Produkt- und Architekturfotografie, aber auch fuer Panoramen sehr hilfreich.
Die
Streetfotografie verlangt mehr nach ungewoehnlichen Perspektiven als nach ungewoehnlichen Brennweiten. Heerscharen von Streetfotografen benutzten 35mm an Kleinbild. Das waere ein 24mm am APS-Sensor.
Sport ist nun ein sehr weites Feld. Fuer Mannschafts- oder auch Motorsport ist ein 2,8/70-200mm
das Standardobjektiv.
Davon ausgehend kann man dann seinen "Objektivpark" nach oben mit 2,8/300mm, 2,8/400mm usw ausbauen. Nach unten werden gerne
1,8/85mm
1,4/50mm
2,0/100mm
1,4/35mm
genommen. Vor allem, wenn es um Hallensport geht, sind Lichtstaerken von F2,0 und groesser angesagt.
Fuer andere Sportarten kann man wohl mit weniger extremen (und teuren) Objektiven zum Ziel kommen, wieder andere wie z.B. BMX oder Scaten ermoeglichen tolle Fotos mit Ultraweitwinkeln oder gar Fisheyeobjektiven.
Tiere, sofern sie nicht winzig sind, werden
als Haustiere gerne mit einem Telezoom abgelichtet. Meistens genuegt da schon etwas preiswertes in der Region 70-200 (300). Wird das Licht knapp und die Bewegunges schneller, waeren wir wieder beim 2,8/70-200mm, vorzugsweise dann auch mit (RingUSM-Antrieb).
Fuer Zootiere sollten es schon 300mm sein. Beliebt sind z.B.
- das 50-500mm von Sigma
- das 4,0/100-300 von Sigma
- das EF 100-400mm von Canon.
- Festbrennweite 4,0/300mm (Kamerahersteller)
Bei wildlebenden Exoten oder gar kleinen Voeglen wird es dann richtig teuer und viel Geduld und Tarnzelt helfen ungemein.
Standardbrennweiten reichen von 300-800mm
Bildstabilisierung
Bei Pentax, Olympus und Sony im Body, stabilisiert sie
alle Brennweiten, auch Uraltobjektive, fuer wenig Geld und effektiv.
Neben dem Preisvorteil gibt es noch weitere Vorteile:
-Durch das Fehlen der eigentlich unnoetigen Stabilisierungslinsen ist die Bildqualitaet nicht beeintraechtigt.
- Es kann auch ein Verdrehen der Kamera ausgeglichen werden
- Es gibt somit auch sehr lichtstarke stabilisierte Festbrennweiten
- Objektive der Fremdhersteller sind auch stabilisiert
- da man die Bodys haeufiger wechselt als die Objektive, kommt man auch eher in den Genuss der fortschrittlicheren Technik
Die Nachteile sind:
-keine Stabilisierung des Sucherbildes (ausser bei LifeView)
-keine stabilisiernde Unterstuetzung der AF- und Belichtungssensoren
-keine Stabilisierung an Kameras mit dem guten alten Film
Canon, Nikon und Panasonic bevorzugen die Objektivloesung.
Vorteile:
-Sucherbildstabilisierung
-Unterstuetzung von AF- und Belichtungsmessung
-auch fuer "Filmkameras" nutzbar
Nachteil:
teurer,
-kein Verdrehschutz moeglich
-vor allem im Weitwinkelbereich negative Auswirkungen der zusaezlichen Linsen moeglich
Ich sehe bis ca. 150mm Vorteile in der "Bodyloesung", oberhalb 150mm Vorteile fuer die Linsenloesung.
Nicht in der Effektivitaet, sondern in den "Nebenwirkungen".
Dass die Bildstabilisierung bei scharfen Sportfotos keine Rolle spielt duerfte klar sein. Will man aber Fotos mit verwischten Gliedmassen machen, ist sie eine willkommene Hilfe.
Abschliessend moechte ich der oft anzutreffenden Meinung, dass Zooms flexibler sind als Festbrennweiten noch folgende Ueberlegung entgegensetzen:
Bei einer sehr guten Festbrennweite kann man (in Grenzen) recht gut den Ausschnitt durch croppen spaeter korrigieren und somit etwas laengere Brennweiten ersetzen.
Aber kein (bezahlbares) Zoom laesst Fotos mit Blende 1,4 oder 2,0 zu. So gesehen sind also Zooms unflexibel
Die Unflexibilitaet einer Festbrennweite zwingt den Fotografen oft genug zu mehr Flexibilitaet der Fantasie.
Unterm Strich ergibt das nicht selten die besseren Fotos
Gruss
Heribert
P.S.
Objektivhighlights der Hersteller, die es bei anderen Herstellern so nicht gibt.
Canon:
-50mm mit Lichtstaerke 1,8 gibt es schon fuer 100 Euro und bietet AF auch mit guenstigstem Body.
-85mm mit Lichtstaerken 1,2 und 1,8 und schnellem RingUSM
-100mm, 135mm und 200mm mit Lichtstaerke 2,0 und schnellem RingUSM
-100-400mm ist das Standardobjektiv fuer Hobbywildlifefotografen
-70-200mm/4,0 ist das preiswerte Standardobjektiv fuer z.B. spielende Hunde
400mm, 500mm, 600mm und 800mm mit schnellem RingUSM
Das 5,6/400 ist mit gut 1000 Euro recht preiswert.
17mm, 24mm, 45mm und 90mm Shift/Tiltobjektive
65mm Lupenobjektiv
Nikon:
sehr guenstige Anfaengerlinsen wie
-1,8/35mm
-18-105mm
Spezialisten:
-2,0/135mm und 105mm mit Unschaerfekontrolle
-2,0/200mm mit schnellem USM und VR
-24mm, 45mm und 85mm Tilt/Shift
Spitzenobjektiv im Ultraweitwinkelbereich:
2,8/14-24mm
Die Wildlife und Sportspezialisten:
200-400mm Zoom, 400mm, 500mm und 600mm mit RingUSM und VR (allerdings gibt es die nur in einer lichtstarken und somit sehr teuren Version)
Olympus: (viele sind wetterfest!)
extrem lichtstarke Zooms mit Lichtstaerke 2,0
14-35mm und 35-100mm
hervorragendes 7-14mm Superweitwinkel
hervorragendes Universalzoom 2,8-4,0/12-60mm
guenstiges 3,5/35mm Makroobjektiv
Pentax:
-die einzigen wetterfesten Kitobjektive 18-55mm und 50-200mm,
-ein wetterfestes 2,8/100 Makro
-ein sehr gutes Normalzoom mit kurzer Anfangsbrennweite fuer relativ wenig Geld (300 Euro) 4,0/16-45mm
-die hervorragenden FA (31mm, 43mm und 77mm) und DA (15mm, 21mm, 35mm macro, 40mm und 70mm) limiteds, entweder lichtstark oder winzig.
-10-17mm Fisheyezoom
-die Festbrennweiten 2,8/14mm und 4,0/15mm sind in dem Brennweitenbereich die mit Abstand guenstigsten auf dem Markt.
Sony:
-die guenstigen 2,8/30mm Makro und 1,8/50mm.
-die beiden 135mm Objektive, eins mit f2,8 und verstellbarer Unschaerfecharakteristik und eins von Zeiss mit f1,8.
-das 4,0-5,6/70-400mm ist fuer Wildlife interessant.