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Was wird denn nun aus der Analogfotografie ?

Allgemeine Fragen rund um die Analog-Fotografie.

Moderator: ft-team

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putzerfisch
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Beitrag von putzerfisch » Mo Mai 07, 2007 12:37 am

@Retro

Dein Post spricht mir aus der Seele, besonders
Nie zuvor war es günstiger, die Grundlagen der Fotografie mit hochwertigen analogen Gerätschaften (vom Gebrauchtmarkt) so anschaulich und nachvollziehbar zu erlernen und auch zu begreifen.
Genau das habe ich mir auch gedacht und in sofern bin ich froh über den digitalen Boom... ;-)!!!

Gast

rischtisch

Beitrag von Gast » Mo Mai 07, 2007 7:28 am

Putzerfisch bringts auf den Punkt:
Sich vor und zuruecklehnen um den richtigen Winkel oder Ausschnitt zu erhalten, ist schon sehr gut geschildert!
Meine Zoomobjektive (waren bei einer Kamera dabei) stehen nur herum- verkaufen kann man sie nicht mehr, weil schon ein paar kleine Macken dran sind, benutzen mag ich sie auch nicht, weil das ganz offenbar nicht meine Welt ist.
(naja, die fressen kein Brot- evtl. wirds spaeter ja mal was)

Z.Zt. bin ich ganz gespannt, wenn die naechsten zwei Filme zur Entwicklung anstehen: Da ist ein Testfilm dabei, auf dem ich Bilder mit 3 Objektiven gemacht habe um die Unterschiede zwischen einem Oreston, einem Exaktar und einem Revue-Objektiv auszutesten.
Jedes dieser Objektive hat mal um die 250-300DM gekostet- 1965-70
Damals eine kaum bezahlbare Summe,da war man froh wenigstens ein Objektiv gehabt zu haben, was dieser Guete war.
(Die 3 Linser Domiplan kosteten 84DM zu dieser Zeit)


Z.Zt. gehen bei Ebay alle analogen Geraete fix weg und kosten auch schon eine ganze Ecke mehr als noch vor ein paar Monaten.
Eine gewisse Retro-Gemeinde scheint sich zu bilden, wovon die meisten eine digitale "Haupt"-Kamera haben.
Da scheint mir die Zukunft der Analogie zu liegen.


Fuer mich ist das keine Frage der trennenden Techniken, sondern viel mehr die des (endlich gefundenen) Stils, der keinen Zoom braucht und nur noch ganz wenige, aber (hoffentlich) bessere Bilder bringt, die zumindest mit wesentlich mehr Sorgfalt und Intention gemacht werden.

So habe ich div. Foren laengst wieder verlassen, aber viel davon mitgenommen an Kenntnissen, Erkenntnissen und Ersparnis, dass man nicht auf jeder Hochzeit tanzen muss, sich nicht unbedingt in einer Art "Bestenauslese" stellen oder gar in einem gruppendynamischen Druckszenario bei jeden zweiten Tread einen Herzkasper befuerchten muss....

Wichtig ist die Unterhaltung, der Spaß und Freude an der gemeinsamen Sache, dem Geraet und ganz wichtig- den Motiven!

Um nochmal auf den Stil zu kommen:
Ich versuche mit einer Ausschnitthaftigkeit die moeglichst volle Bildaussage zu erhalten, die in einer Art Vollformat glaenzt und sich nicht in der Miniatur der Totalen verlaeuft.
Zusammen mit einer moeglichst "echten" Darstellung bringt das freilich Verkehrschilder, Menschen, Muelltonnen und andere Dinge mit ins Bild- so wie es unser Auge ebenso sieht.
EBV wollte ich nur da machen, wo es nicht anders geht:
Schneiden, auf Groeße bringen und ggf. geraderuecken, was nur bei verrutschten Motiven der Fall sein soll.
Die Gammakorrektur erspart (nach meinen Erfahrungen) den UV-Filter und bringt eine Rueckfuehrung etwas zu hoch belichteter Bilder auf das wirkliche Maß, wie es zum Zeitpunkt der Aufnahme war.

Irgendwo habe ich den guten Ausspruch gelesen:
EBV ist das digitale Fotolabor.
Klingt gut und interessant.

Schon haben sich die beiden (vermeintlich unterschiedlichen) Welten analog und digital wieder zusammen gefunden.

putzerfisch
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Beitrag von putzerfisch » Mo Mai 07, 2007 1:48 pm

Z.Zt. bin ich ganz gespannt, wenn die naechsten zwei Filme zur Entwicklung anstehen: Da ist ein Testfilm dabei, auf dem ich Bilder mit 3 Objektiven gemacht habe um die Unterschiede zwischen einem Oreston, einem Exaktar und einem Revue-Objektiv auszutesten.
Freue mich auf Mittwoch, da kann ich meine Filme wieder abholen. Habe auch, durch Dich angeregt, einen kleinen Objektivtest gemacht - mal sehen ob das was geworden ist. Hatte auch unsere Digitalen dabei (Nikon D80 + Sony DSC-V1). Habe aber schon den ersten Fehler bei meinem Vorgehen bemerkt, so ist bei einem Foto der Sonykamera der Weisabgleich ein anderer - den hatte ich dummer Weise auf automatisch gelassen...

Ja Countryboy, "Herzkasper" hatte ich in anderen Foren auch schon, aber hier ist es zum Glück relaxter!

Den Stil den Du beschreibst gefällt mir auch. Das gefällt mir an dieser Brennweite, das es eher etwas zu wenig als zuviel darstellt, einen zwingt, das Wesentliche zu erfassen.

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Cano
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Re: rischtisch

Beitrag von Cano » Mo Mai 07, 2007 2:25 pm

countryboy hat geschrieben: Wichtig ist die Unterhaltung, der Spaß und Freude an der gemeinsamen Sache, dem Geraet und ganz wichtig- den Motiven!
Ich befinde mich momentan in einer Phase der fotografischen Lustlosigkeit und dachte schon daran, mich für ein paar Wochen aus der Galerie zu verabschieden. Der zitierte Satz hat mir wieder einen gewissen Auftrieb gegeben. Bis ich wieder mit dem alten Elan bei der Sache bin, wird es aber wohl noch etwas dauern.

Gruß
Cano

Gast

Vitamin C

Beitrag von Gast » Mo Mai 07, 2007 3:40 pm

Ein freundlicher Dialog ist wie Vitamin C und treibt den Spaß am Hobby wieder kraeftig an!

Diese Phase der Antriebslosigkeit oder Lustlosigkeit hat jeder mal, ebenso wie jenes Tief in den Ideen...

Bei mir ist das so, dass ich mich von jedem Kram befreie der zuviel wird oder Aerger macht- so sind nur noch wenige Dinge uebrig geblieben, die aber mit Klauen und Zaehnen verteidigt werden:

Schlechte Fotografie-Wetter sind lang - so freut man sich ueber die Darbietungen der anderen Teilnehmer.

Bei Bildern die mir nicht gefallen wird nunmehr kein Kommentar gesetzt, bei den andere sehr wohl, schon damit das Mut macht und Zuversicht sich nach und nach zu verbessern.
(da habe ich schon so manchen Fehler gemacht)

Tipps zur Verbesserung der Qualitaet sind wohl jedem User willkommen- das kann man am besten per PM machen und nicht unbedingt im Kommentar unter dem Bild.
(Bei alten Fuechsen gehts, junge sind da schnell verprellt- wo neue User immer dringend gebraucht werden)

Das Uploadlimit ist recht nuetzlich, weil man so lernt sich zu konzentrieren, sich mehr Zeit mit dem einzelnen Bild zu geben- deshalb stelle ich kuenftig nur noch eins pro Tag ein:

Das ist keine Frage von analog oder digital- nur eine Frage der Selbstbeschraenkung um zu mehr Qualitaet zu gelangen.

Neue Ideen fuer die persoenliche Foto-Intention ist die "Strecke":

Mit meinen lockeren Serien habe ich versucht den Anfang zu machen - Bilder von einem schoenen Altstadtbummel, vom Rummelplatz, vom Ausflugsziel, aus einem Museum - und... was noch ganz und gar fehlt.... Bilder von Gemaelden, Ausstellungen, Vernisage, aber auch von Automobilausstellungen oder Oldtimertreffen.
Diese Serien kann man "mixen", dh. an einem Tag ein Bild der Serie Wetzlar, Altstadt 11 und am naechsten Tag Rummelplatz 3 in munterer Abfolge.

Interessant finde ich persoenlich Bilder von (sich unbeobachtet fuehlenden) Menschen irgendwo in einer Einkaufspassage oder Fußgaengerzone, Leute in Move, live sozusagen.

Dieses durch Brainstorming angeregte "Vitamin C" der neuen Gattung von Bildern kommt den beruechtigten "Reporterbildern" recht nahe.

In einem Fotobuch beschreibt der Autor auf sehr menschliche Art wie man "korrekt" fotografiert, setzt aber im gleichen Atemzug hinzu, dass "manche Fotografen" beachtliche Erfolge dadurch erzielten, dass sie sich absichtlich nicht an diese Regeln hielten...

Dazu muss man wohl tiefer eingestiegen sein und sich auskennen- exakt da schließt sich der Kreis und macht ein gutes Fotoforum noetig.
(Wenn man nicht gerade Fotograf gelernt hat)

Gast

Re: rischtisch

Beitrag von Gast » Mo Mai 07, 2007 10:19 pm

countryboy hat geschrieben:... Da ist ein Testfilm dabei, auf dem ich Bilder mit 3 Objektiven gemacht habe um die Unterschiede zwischen einem Oreston, einem Exaktar und einem Revue-Objektiv auszutesten.
Jedes dieser Objektive hat mal um die 250-300DM gekostet- 1965-70
Damals eine kaum bezahlbare Summe,da war man froh wenigstens ein Objektiv gehabt zu haben, was dieser Guete war.
(Die 3 Linser Domiplan kosteten 84DM zu dieser Zeit)
Was die "alten" Objektive angeht, so schreibt der früher bekannte Fotojournalist Fritz Meisnitzer anno 1981: "Objektive von heute sind nicht mehr, was sie früher waren – sie sind besser. Der Einsatz von Rechenanlagen :wink: , die Verwendung neuer Glassorten, vor allem drastisch eingeengte Fertigungstoleranzen haben das bewirkt. Wenn es Ihnen auf Qualität ankommt, dann sollten Sie Objektive, die noch vor 10, 12 Jahren Spitze waren, heute wegwerfen".
Diskussionswürdig? Nein, denn beweisbar. Insbesondere durch Prüfmethoden, die nicht mehr rein visuell durch das Beäugen der Negative unter der Lupe ablaufen, sondern auf der MTF, der Modulations-Transfer-Funktion aufbauen. Dies hat nicht nur Dr. Paul Kuttner bereits 1980 bestätigt, damals Entwicklungsleiter für Präzisionsoptik bei den Optischen Werken G. Rodenstock, München. Auch die Technische Universität Dresden hat für diverse Optiken von Carl Zeiss Jena, Meyer Görlitz und Pentacon vernichtende Datenblätter ausgestellt (Link wurde entfernt). Diese Datenblätter können als ZipFile heruntergeladen werden. Ich besitze auch auch einige dieser Gläser, habe aber (rein intuitiv) bisher für mir wichtige Aufnahmen immer zu "modernen" Objektiven von und Sigma Objektiven gegriffen. Dr. Kuttner verweist auf die sphärische Aberration, die Verzeichnung, die Koma, die Bildfeldwölbung, den Astigmatismus, die Farblängs- und Farbquerfehler. Es folgen viele Seiten lang entsprechende Ausführungen diesbezüglich, die ich offengestanden mangels entsprechender Kenntnisse in Physik, Mathematik und Optik nicht nachvollziehen kann. Überzeugt hat mich allerdings folgendes: Die "alten" Gläser mussten aus üblem Glas mit horrenden Fertigungstoleranzen hergestellt werden. Sie waren mühselig und fehlerhaft von Hand gerechnet. Die Option einer Simulation fehlte, d.h. immer wenn sich nach aufwändigen Tests ein neuer Fehler zeigte, wurde mit Bleistift und Papier weitergerechnet – bis man dies irgendwann aufgab und in Serie ging..........
Ich werde die alten Optiken nicht wegwerfen. Sie gehören zu meinem Hobby ebenso wie alte Bücher u.v.m.
Gruss Retro

Gast

Re: Vitamin C

Beitrag von Gast » Mo Mai 07, 2007 10:38 pm

countryboy hat geschrieben: Tipps zur Verbesserung der Qualitaet sind wohl jedem User willkommen- das kann man am besten per PM machen und nicht unbedingt im Kommentar unter dem Bild.
Sorry, dann äussern sich Leute zu einer PN von Dir, von der wir nix wissen und daher die Erklärung des Bildautors diesbezüglich nicht verstehen können :cry: Find ich nicht richtig gut. Wie soll ich da was lernen???
Gruss Retro

Gast

ja

Beitrag von Gast » Di Mai 08, 2007 7:40 am

Retro:
Stimmt auch wieder.
Naja, ich wollte nur nicht, dass sich jemand beleidigt fuehlt.
Dein Einwand ist schon stimmig und nachvollziehbar!

Was den Test der Optiken angeht, gibts auch gegenteiliges zu lesen:
(Frag mich nicht wo ich das gelesen habe- die Weiten des WWW sind oft recht verworren)
Sinngemaeß "die heuten Techniken mit modernen Glaesen und div. Computerkorrekturmoeglichkeiten haben nun endlich die Praezision der alten Biotare uebertroffen!"
Aber natuerlich weit ausserhalb bezahlbarer Sphaeren im professionellen Fotografie-Equipment.
Damals waren bereits Spektalirritationen korrigiert worden durch entsprechende Glasmaterialen und sphaerischen Glaesern (6Linser) die man nicht mit einem Domiplan aus dem Hause Meyer vergleichen konnte- bei letzterem stimmt dein Einwand, da soll die Serienstreuung schlimm gewesen sein.
Die Meyers hatten jedoch sehr viel mehr zu bieten als dieses 3 linsige Domiplan- wie div. Links zeigen:

Pentacon MC 1,8/50 1:1,8 f=50mm.

* Hersteller:
* Baujahr:
* Objektivaufbau: 6 Linsen
* Vergütung:
* Bildfeld: 47°
* Entfernungsbereich: 0,33m bis ?
* Blendenbereich: 1,8 bis 16 in halben Schritten

http://home.arcor.de/cpqrst3/zwischen29und500-1966.html

http://home.arcor.de/cpqrst3/

http://de.wikipedia.org/wiki/Pentacon

http://www.fotomuseum-goerlitz.de/museum.htm

(Link wurde entfernt)

http://www.foto-hahn-dresden.de/technik_digital.html

(Link wurde entfernt)


Viel Spaß beim Schmoekern!

Eine Anmerkung noch:
Bei einer Aufloesung von 1000Pixel Kantenlaenge oder bei einem normalen 9x13 Bild wird man kaum jemals den Unterschied zwischen einem 3 Linser (bessere Serienstreuung) zu einem 6 Linser der Leistungsklasse entdecken- geschweige denn zu einem ganz futschneuen Hochleistungsteil.

Nochwas:
Letzte Woche ging ein 1,5/75mm Carl Zeiss Biotar M42 mit Springblende fuer 10.000 Dollar ueber den Tresen!
50 Jahre alt...
Sowas kaufen Berufsfotografen, die´ganz bestimmte Aufnahmen machen.
(Vermutlich Portraitfotos)

Gast

Beitrag von Gast » Di Mai 08, 2007 8:28 pm

Mal wieder was entdeckt:
(Link wurde entfernt)
Gruss Retro

Gast

Beitrag von Gast » Mi Mai 09, 2007 12:15 am

@countryboy:
Danke für die links. Sind sehr schön zu lesen und erfreuen den Nostalgiker in mir :D
Derzeit beschäftigt mich ein etwas anderes Problem - hervorgerufen durch ein neues Mitglied in dieser community. Es ist ein Profi - oder NichtProfi - egal, mit jedenfalls technisch perfekten Fotos. Jeder, der die Galerie guckt, weiss was oder wen ich meine. Da existiert ein Foto, in dem ein wahrscheinlich menschliches Wesen, vollkommen geschnürt und beledert, mit einer Gasmaske auf dem Klo sitzt. Ich zermartere mir das Hirn, was dieses Foto mir wohl sagen will. Gut, einen Zusammenhang zwischen Klo und Gasmaske vermag ich durchaus zu erkennen :oops: , mehr aber nicht. Was beabsichtigt der Bildautor? Diese Frage hätte als Kommentar unter das Foto geschrieben werden müssen, richtig, - schreib ich gleich auch noch hin - aber auch wenn ich die anderen Fotos des Neumitglieds anschaue, muss ich immer an die Hochglanzprospekte, die morgens die Tageszeitung aufblähen denken und die von mir unmittelbar (ohne einen näheren Blick darauf zu werfen) in den Müll entsorgt werden. Irgend jemand will mir mit solchen Fotos irgendwas verkaufen - und da mag ich nicht mehr mitspielen.
Mein Problem ein wenig konkretisiert: sind wir Analogen einfach deshalb der alten Technik verhaftet, weil wir uns bewusst dem "Fortschritt", insbesondere in Sachen Aufnahmetechnik, Bildgestaltung, Bildbearbeitung ins Surreale, Abstruse verweigern? Sind wir einfach altersstarrsinnig, weil wir die Aussage solcher und vieler anderer Fotos nicht erkennen wollen? Oder gar, wenn wir keine Bildaussage ausmachen, einfach geistig unbeweglich? Da ich selbst sehr wahrscheinlich zu den 10 ältesten Mitgliedern in diesem Portal zähle, erlaube ich mir derartige Gedankengänge, einfach zu hinterfragen, ob das Problem nicht beim Bildautor, sondern bei mir höchstpersönlich liegt........ :cry:
Gruss Retro

Gast

Pressglas

Beitrag von Gast » Mi Mai 09, 2007 7:22 am

So manches scheint heute "Pressglas" zu sein- und so manches Ding, das ehedem der Meisterklasse vorbehalten war, ist sozusagen saekularisiert,
dem Profanen hingegeben.
Billige Massentechniken ermoeglichen der breiten Masse vieles, ein Plus, aber auch manchesmal ein Fluch:
Korea-Riesenjeeps mit einem Rentner drin blockiert 5x2mtr Parkraum- effizient oder nicht ist nicht mehr die Frage, sondern schlichterdings ein gewisser Verdraengungswettbewerb.
Die Welt im Wandel?
Ja und nein!
Die Welt hat sich schon immer gewandelt und war im fluß- wer sich nicht mit veraendert oder zumindest eine Art "Interface" schafft, faellt durch das Raster und wird zum "no go", dem sofort der Ruch des Reaktionaers anhaftet.
Ein schmaler Grat zwischen Glauben und Atheist, ja sogar zwischen Glaeubigen und solchen die nur ins Gebetshaus rennen um gesehen zu werden.

Fuer den der diese Methapher nicht verstanden hat:

Als Hobbyist ist man immer im Mainstream des Zeitgeistes, als Retro oder analoger Fotograf wird das fix zum Enfant terribel und zum Gegenstand auf dem man herumkloppt wie auf einem Amboss.
Es liegt nun an der Person selbst, inwieweit sie sich artikulieren kann und einen eigenen Stil, den ich persoenlich fuer unerlaesslich halte, schaffen konnte oder zumindest auf dem Weg dorthin ist- wieweit man sich aus dem Fenster lehnen moechte, wieweit man sich der Kritik stellen und selbst zu kritisieren bereit und in der Lage ist.
Manchmal ist weniger mehr!

Wenn mir ein Bild nicht sagt, werde ich nicht mehr kommentieren,
wenn mir ein Bild nicht gefaellt weil es technisch nicht ok ist, werde ich dem Fotografen/in eine PM senden mit Verbesserungsvorschlaegen.
Wenn mir ein Bild suspekt vorkommt - ist stillschweigen und leiden angesagt.
Wenn jedoch ein Bild schoen oder besonders gefaellt, darf man das lauthals sagen - aber auch kleine Kritiken anbringen,- nur so werden wir alle vorankommen im staendigen Lernen, dem einzigen Kontinuum das es fuer den denkenden Menschen gibt.

Zum Artikel:

Exakt das, was ich die ganze Zeit nicht richtig formulieren konnte und "Ueberschaerfe" nannte, macht die Bildbetrachtung ueber Strecken zur Anstrengung, manchmal sogar etwas leidig.
Aalglatte und makellose Koerper vermiesen die Freude daran, dass man besser denken kann als in jungen Tagen, aber mit runzeliger Haut und fehlendem Haupthaar zugange ist:

Aber diesem Idealbild, das nur einige wenige Menschen ueberhaupt erfuellen und dann auch noch nachgeschoent durch allerlei techn. Tricks,
kann niemand mehr entsprechen, genuegen oder gar auf das eigene Ich uebertragen und ... wird latent unzufrieden.

Ein Phaenomaen, das man ueberall beobachten kann, indem viele - besonders junge Leute- aufgeben und hemmungslos verfetten, nachlaessig in der Kleidung und Pflege werden.

Wie gesagt, ich schreibe von Durchschnittsmenschen, von Durchschnittsfotografen und Durchschnittsmotiven,- nicht von Profis, die ja bekanntlich der Profession dienen und damit Geld verdienen, sondern von einer vielschichtigen Randgruppe der Fotografie.

Ob Kleinkunst oder Genialitaet, ob sexuelles Ventil oder Lebensangst die Triebfeder war oder das Ziel- liegt oder darf nicht in unserer Kritik liegen.

Reinhard Mey hat mal gesungen:
"ich sitz auf meinem achtel Lorbeerblatt und schweig schoen still..."

So will ich es persoenlich halten und meinen ganz eigenen kleinen Stil hegen und pflegen, weiterentwickeln wo es geht:
Mit fixen Intentionen zur Festbrennweite und Praktica, aber nicht festgefahren und mit Scheuklappen.

Nicht mit dem goldnen Schnitt, aber auch nicht dessen verachtend soll die Welt so gezeigt werden wie sie ist:

Mit Schildern, Muelleimern, Dreckecken, Rost und Falten - aber auch in voller Schoenheit, die im Unvollkommenen liegt und mit einem Fokus, der sich gewaschen hat und nicht verwaschen ist,- dass dies so sein wird, garantieren die uralten Glaeser allererster Handarbeit.

Dabei ist's mir vollkommen schnurz, ob nunmehr irgendwelche Chips besser "rechnen" koennen als das die Optik oder ich tun kann -
Echtheit kann man nicht errechnen, die ist so oder ist es nicht.

EBV wird deshalb bei mir nur zum Schneiden, Verkleinern und dem noetigen Nachschaerfen -nach dem Scan- und ggf. etwas zum aufhellen oder nachdunkeln eingesetzt werden.

So habe ich die Welt, so unser Hobby gesehen und versucht mir einen Reim auf die Dinge zu machen und sie so zu zeigen wie ich sie sehe.
(Alles ist subjektiv)

Ahriman
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Beitrag von Ahriman » Mi Mai 09, 2007 11:15 am

In meinem Bekanntenkreis gibt es den ironischen Satz "Was will der Künstler uns damit sagen?"
Ich bin der Meinung, daß ein Kunstwerk, das man erklären muß, kein Kunstwerk ist. Ein Kunstwerk, das man nur deshalb als Kunstwerk erkennt, weil es in einer Galerie, einem Museum oder wenigstens auf einem Sockel steht, ist kein Kunstwerk. Das gilt zum Beispiel für die Werke von Josef Beuys. Wir haben inzwischen schon einige Fälle, da Kunstwerke von der ahnungslosen Sperrmüllabfuhr entsorgt worden sind.
Damit ist das erwähnte Gasmaskenfoto ganz sicher kein Kunstwerk, denn wenn der Bildautor uns nicht erklären kann, was es darstellen soll, ist es ein sinnloser Unfug.
Weiterhin aber kommt noch hinzu, daß unsere heutige Kunst so gut wie immer häßlich bis ekelerregend ist, egal ob Bilder, Skulpturen oder Theater-Inszenierungen. So ist ein SM-Lederfetischist, beim Kacken fotografiert, sicher kein ästhetischer Genuß. Aber ganz sicher ist das, nach den Ansichten der zeitgenössischen Kunstwelt, ein Kunstwerk.

Gast

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Beitrag von Gast » Mi Mai 09, 2007 12:29 pm

Ahriman:
Da sind wir ganz nahe beieinander- mir gehts ebenso.
(Mal sehen ob ich dieses Bild ueberhaupt finde- bis dann...)

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Beitrag von Cano » Mi Mai 09, 2007 1:07 pm

Retro hat geschrieben:Da ich selbst sehr wahrscheinlich zu den 10 ältesten Mitgliedern in diesem Portal zähle, erlaube ich mir derartige Gedankengänge, einfach zu hinterfragen, ob das Problem nicht beim Bildautor, sondern bei mir höchstpersönlich liegt........ :cry:
Ganz unabhängig vom Lebensalter liegt das Problem nie beim Bildautor, sondern immer nur beim Betrachter. Auf einen anderen Bereich übertragen: Ich kann mir nicht vorstellen, daß Rap-"Musiker" mit ihrem Gelalle und ihrem epileptischen Gezappel ein Problem haben. Das Problem liegt bei mir, wenn mir derartiges zu Gehör und zu Gesicht kommt.

Gruß
Cano

putzerfisch
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Beitrag von putzerfisch » Do Mai 10, 2007 2:06 am

@Retro
Mein Problem ein wenig konkretisiert: sind wir Analogen einfach deshalb der alten Technik verhaftet, weil wir uns bewusst dem "Fortschritt", insbesondere in Sachen Aufnahmetechnik, Bildgestaltung, Bildbearbeitung ins Surreale, Abstruse verweigern?

Gute Frage! Vielleicht machen "Digitalos" tatsächlich mit vorliebe "Abstruse Dinge" am Computer, wo es dem Analogie vor kraust?! Und es sind vielleicht viele junge Leute, die Digital gut finden und diese haben halt einen anderen Geschmack und so entstehen dann andere Dinge am Rechner, als wenn wir das machen würden. Ich sehe das mittlerweile als eine Frage des persönlichen Stils, wer wie und mit was Fotos macht. Es ist vielleicht ähnlich wie mit Musik machen. Die einen lieben ihr "analoges" Piano, die anderen ihr digitales Keyboard und die Bearbeitung im Computer. Beide machen Musik, der eine so, der andere so. Abstrus und Surreal kann beides sein. Okay, abgefahrener Klänge kann man wahrscheinlich besser elektronisch machen.


Sind wir einfach altersstarrsinnig, weil wir die Aussage solcher und vieler anderer Fotos nicht erkennen wollen? Oder gar, wenn wir keine Bildaussage ausmachen, einfach geistig unbeweglich?

Ich bin gern in der Natur, ich bewundere sie und mag das natürliche. Und mit meinem "Stilverständnis" ist es dann ganz ähnlich ;-). Wenn ich dann ein Foto als abstoßend empfinge (beispielsweise das Gasmaskenbild), hat das dann sicher damit zu tun und weniger mit Altersstarsinn oder geistiger Unbeweglichkeit. Es ist eine Frage der Vorlieben und des persönlichen Geschmacks. So sehe ich das jedenfalls.

Liebe Grüße
der
Putzerfisch ;-)

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